Bei der Ruhrtriennale sollen die Grenzen zwischen Darstellender und Bildender Kunst wie auch zwischen KünstlerIn und Publikum verschwimmen. Das jedenfalls hat sich der neue Intendant der Ruhrtriennale, Heiner Goebbels, für die nächsten drei Jahre vorgenommen. „Manchmal spreche ich von Kunst als Erfahrung“ schreibt er im Editorial des diesjährigen Programmheftes. Da lag es wohl nahe, Folke Köbberling und Martin Kaltwasser einzuladen. Die Künstlerin und der Künstler aus Berlin haben bereits in aller Welt vergleichbare Projekte auf die Beine gestellt, wie jenes, welches zurzeit auf dem Gelände um die Bochumer Jahrhunderthalle im Gange ist. Das Konzept ist folgendes: Müll und Gebrauchsgegenstände werden zweckentfremdet und zusammen mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern als Baumaterial für große, teils begehbare Skulpturen verwendet. So entstanden Zeichen gegen den blinden Konsum, wie 2010 in London mit Hilfe von über hundert Freiwilligen das Jellyfish Theatre aus Sperrholz oder 2011 in Berlin ein neues Dach für das Haus der Kulturen, hergestellt aus dem Plastikbechermüll, den ein Marathonlauf produziert hat. Kritik an der Konsumgesellschaft, Mitmachkunst; einen dritten Aspekt heben Köbbeling und Kaltwasser noch hervor: Es sollte ein „Verweilraum“ geschaffen werden, an dem BesucherInnen der Triennaleveranstaltungen sich treffen und über das Gesehene austauschen können.
Autobahndreieck im Westpark
Von der Autobahndichte im Ruhrgebiet inspiriert, entsteht derzeit aus 5.000 Europaletten an der West- und Südseite des Jahrhunderthallengeländes ein „Autobahndreieck“. Von der „Tanzfläche“ vor der Glasfront der Halle im Süden führt die Bahn aus Paletten und Brettern, die die Lücken verschließen, zur Einfahrt, über die sich eine Brücke spannt. „Und von der Brücke geht es zu unserer ‚Tankstelle‘“, erklärt Vera Wieschermann, die die künstlerische Leitung des Projektes innehat, den Verlauf der Autobahn. Über den Wasserbehältern hinter der Halle steht bereits eine begehbare Plattform. Dort entstehen die „Wasserwelten“ mit Sitzmöglichkeiten. Die vom Künstlerduo geplante Grundstruktur ist also vorhanden. „Wir brauchen aber noch viele, viele Freiwillige“, sagt Wieschermann. „Jeder kann kommen, wir können jede helfende Hand gebrauchen. Dazu braucht man kein Handwerkerprofi zu sein.“ Die Beteiligung der Bevölkerung ist wesentlicher Bestandteil der Aktion. „Das Ruhrgebiet soll als Community zusammenwachsen“, sagt Wieschermann So kommen laut Aussage der Projektleiterin Menschen jeden Alters auf die Baustelle. Oft kommen sie zufällig auf einer Spazierfahrt durch den Westpark an der Baustelle vorbei, lassen sich aufklären und kommen in den Tagen darauf motiviert und arbeitsbereit zum Helfen wieder. „An manchen Tagen hatten wir bis zu 20 Volontäre auf der Baustelle.“
Wetter kontra Kunst
An Tagen wie vergangenen Samstag, an dem das Wetter trüb war und es nieselte, waren indes keine VolontärInnen zu sehen. Das Organisationsteam baute trotz allem weiter, denn bis zur Eröffnung der Ruhrtriennale am 17. August soll das Kunstwerk fertig sein, am 18. August wird es selbst präsentiert. Danach soll es weiterhin fünf Wochen lang der Bevölkerung zum Befahren, Begehen und Beklettern zu Verfügung stehen. Bis dahin ist jedeR eingeladen, das neue temporäre Portal nach seinen Wünschen zu gestalten. Buntes Holzspielzeug ziert bereits die Wände kleiner Hütten. Holzmaterial mitzubringen ist genauso erwünscht wie eigenes Werkzeug, das allerdings wird auch gestellt. Die fleißigen HelferInnen erwarten auch ein warmes Mittagessen und Müsliriegel zur Stärkung. Menschen mit wenig handwerklicher Erfahrung sind genauso gerne gesehen wie Profis, für jede Fähigkeit gibt es eine entsprechende Aufgabe. Profis vom Orgateam stehen an der Kreissäge und eine Gerüstbaufirma zog die Brücke hoch, die noch auf ihre Palettenverkleidung wartet. „Es ist ein Profiprojekt, was auch mit Freiwilligen arbeitet“, sagt Wieschermann.
Kritik an der Konsumgesellschaft, Mitmachkunst; einen dritten Aspekt heben Köbbeling und Kaltwasser noch hervor: Es sollte ein „Verweilraum“ geschaffen werden, an dem BesucherInnen der Triennaleveranstaltungen sich treffen und über das Gesehene austauschen können.
0 comments