Zwar ist Beata Burakowska, Gründungsmitglied der Gruppe und in Olsztyn in Polen geboren, die einzige in der Band Angehörige des Volkes der Roma, doch bereichern die anderen Bandmitglieder, die aus Deutschland, dem Balkan, der Ukraine, ja auch aus Ägypten und Persien stammen, die Musik und die Texte um ihre eigenen, speziellen Einflüsse und Erfahrungen. Die Band sieht sich musikalisch „zwischen Worldmusik, Jazz und Folk angesiedelt“. Und nicht zuletzt vermittelt diese Mischung unterschiedlichster Ethnien und Geschichten die Vision eines gemeinsamen Miteinanders. Natürlich soll die Musik vor allem Spaß machen, die Musik animiert zum Tanzen, die Stimmung auf den Konzerten ist ausgelassen. Die Traditionslinien der Musik verschieden, doch klar erkennbar und werden auch stolz präsentiert.
Doch versucht die Band nicht, „irgendwelche Zigeunerromantik-Stereotypen zu verbreiten, sondern macht ihre Musik“, sagt Agata Przyborowska-Stolz vom Seminar für Slavistik an der RUB. „Ein Konzert von denen ist etwas Besonderes, keine alltägliche Musik“, ergänzt Sylvia Rekus vom Fachschaftsrat Slavistik die Charakterisierung.
Selbstverständlich haben die Liedtexte auch Gehalt. Davon zeugt allein die Tatsache, dass auf der Homepage der Band die Romanes-Liedtitel auch ins Deutsche übersetzt werden. Sie handeln von allen möglichen Aspekten des (nicht nur) Roma-Lebens, „Bute Dromenca (deutsch: viele Wege)“ ist da zu lesen und „Ando Suno (deutsch: im Traum)“. Ein Thema im Repertoire ist aber auch Diskriminierung. Noch immer wird die ethnische Minderheit der Roma, die oft Zigeuner genannt werden, in vielen Ländern diskriminiert oder gar verfolgt, vor allem in Rumänien und Bulgarien. Aber auch hierzulande herrschen viele Vorurteile. Doch gibt sich die Band nicht politisch oder gar anklagend. Es gibt „viele Wege“, verschiedene Kulturen näher zu bringen und gemeinsam zu feiern. Zum Beispiel in den alle zwei Jahre stattfindenen Musikworkshops der Kapelle oder auf den Konzerten, wie eben diesen Freitag im bochumer Theater der Gezeiten.
Aktive Initiativen
„Warum ausgerechnet Romano Trajo? Die Musik ist gut, einfach gut. Packend. Frei von aufgesetztem Pathos, keine übertriebene Rührseligkeit“, sagt die Lektorin für Polnisch Przyborowska-Stolz. Sie hat das Quintett bei einer Veranstaltung des Europäischen Kulturzentrums IGNIS in Köln kennengelernt und wusste direkt, „daß wir unbedingt einen Auftritt von Romano Trajo organisieren mussten.“ Kooperationen zwischen dem Kölner Kulturzentrum und dem Verein Ostwest, dessen Vorsitzende Przyborowska-Stolz ist und der sich ebenfalls dem interkulturellen Dialog verschrieben hat, hat es in der Vergangenheit schon fruchtbare Zusammenarbeit gegeben, wie etwa die Lange Nacht der polnsichen Literatur, die letztmals im Oktober vergangenen Jahres in Bochum stattfgefunden hat. Der Kontakt mit der Band wurde hergestellt, die slavistische Studentenvertretung übernahm gerne die Mitorganisation. Damit steht slavbo wieder einmal hinter einem Abend, der Ost- und Westeuropa einander etwas näher bringt.
Der FSR vertritt nicht nur die Studierenden der Russischen Kultur oder Slavischen Linguistik etwa vor dem Institut, sondern ist auch aktiv an der Gestaltung und Unterstützung eines reichen Kulturangebots in Bochum beteiligt. Der Fokus liegt dabei natürlich auf Osteuropa, beschränkt sich aber nicht auf die Kulturkreise Polens und Russlands, die Schwerpunkte des Slavistikstudiums bilden, sondern schließt den gesamten geografischen und kulturellen Raum ein, der gemeinhin Ost- und Mitteleuropa genannt wird. Da werden zum Beispiel Lesungen polnischer Gegenwartsliteratur, wie sie am vergangenen Freitag stattfanden, organisiert oder Konzerte ukrainischer Ska-Bands („Sobaki v Kosmosi“ vergangenes Jahr) gefördert. Romano Trajo fügen sich bestens in diese Reihe ein.
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