Dazu ein Hauen und Stechen um Bundesposten. Allerdings unter verkehrten Vorzeichen. Eine gute Public Relation gilt als kontraproduktiv. Und wer sich heute noch zu Anne Will traut, kann morgen schon via Mausklick abgesägt werden, weil ein einziges Gesicht natürlich niemals basisdemokratisch senden kann. Kann ja noch als konsequent durchgehen. Dann aber, nur drei Tage später, ein Brandbrief der Jugendorganisation: Sexismus-Vorwürfe. Liquid Flow und Gegenstromkühlung. Avanti Dilettanti. Die Abwärtsspirale scheint unaufhaltsam. Rekapituliert man, was in den vergangenen vier Wochen über die Piratenpartei publiziert wurde, so kommt man unweigerlich zu dem Ergebnis, dass es sich um ein Sammelbecken von rechtsoffenen und unterfickten Vollidioten handelt, die zwar keine Ahnung vom Leben haben, aber dafür prima mit ihrem PC umgehen können. Ja kann das denn wirklich sein? Oder ist das bereits der Generationenkonflikt der Digital Natives? Und wenn ja, warum kommt er so früh. Früh genug jedenfalls, um die abtretenden Baby-Boomer und 68er zu irritieren. „Die sind ja gar nicht links“, skandieren die Grünen. Und es ist wiederum die Spiegel-Redaktion, die sich nicht entblöden kann, fünf Minuten mit einem gehetzten Enzensberger zu telefonieren, um daraus die große Künstler-gegen-Piraten-Kampagne zu machen. – Hallo?! Kann man die denn nicht etwas eleganter absägen? Immerhin kommen die nach jüngster Forsa-Umfrage (18. April 2012) auf 13 Prozent. Schon spekuliert man, ob das reaktivierte NichtwählerInnen oder einfach nur ProtestwählerInnen seien. Bald wird man spekulieren, ob ProtestwählerInnen überhaupt als unpolitisch bezeichnet werden dürfen. Ein heilloses Durcheinander. Und alles so rasend schnell. Wann kam nochmal der „Nerd“ in der Mitte der Gesellschaft an? Richtig: Gestern. Aber zwischen gestern und heute sind gefühlte zwanzig Jahre vergangen. Gerade hatte man sich an Marina Weisband gewöhnt, schon ist die wieder weg, jetzt kommt Jasmin Mauerer aus dem Saarland, über die man aber nichts weiß, aus oben beschriebenen Gründen. Herrje. Wie lange waren die Piraten eigentlich cool?  Element-of-Crime-Fans würden natürlich sagen, bis vor vier Wochen, als Sven Regener im Bayrischen Rundfunk sein wütendes Bekenntnis zum Urheberrecht abgab. „Man pinkelt uns ins Gesicht!“ Und jetzt wird kräftig nachgelegt. Vorbei sind die Zeiten, als man glaubte, mit der Meinungsbildungssoftware „Liquid Feedback“ ein geeignetes basisdemokratisches Instrument gefunden zu haben, heute will man lieber nicht mit „Kim Dotcom“ in  einen Topf geworfen werden. Vor allem nicht Jan Delay, der unlängst in einem Streitgespräch mit Christopher Lauer (Innen- und kulturpolitischer Sprecher der Piratenfraktion im Abgeordnetenhaus Berlin) ganz klar Kante zeigte. Wer Angst habe, gegen den Zeitgeist, für ein Urheberrecht der KünstlerInnen einzutreten, sei vor allem eins: „schwanzlos“. Wie schön, dass bereits morgen Alles schon wieder ganz anders sein wird. Denn man kann von den Piraten halten, was man will. Der Unterhaltungsfaktor ist immens.

 

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