Zu sehen ist ein grinsender Norbert Röttgen, dem ob des pathosgeschwängerten Wahlspruchs, der wie ein Heiligenschein über seinem Kopf schwebt, scheinbar die Gesichtszüge entgleist sind. Angeglotzt wird er von einem Jungen, dessen irrer Blick eher an einen Psycho-Killer denn an ein glückliches Kind erinnert. Mit der Linken zuppelt Röttgen am T-Shirt des Kindes. „Politik aus den Augen unserer Kinder“, lautet nun also die Parole. Was etwas seltsam wirkt, da Röttgen dem Kind eben nicht in die Augen schaut, sondern mit seinem unnachahmlichen, bräsig-freundlichen Gesichtsausdruck geradeaus in die Kamera. Am Kind vorbei quasi. Will er damit Hannelore Krafts „NRW im Herzen“-Dummspruch kontern? Oder von der Kampagne einer nichts-mit-der-CDU-zu-tun-habenden Agentur ablenken, welche den Christdemokraten in der vergangenen Woche mit einer stupiden „Weniger Kraft – Besser Röttgen“-Kampagne einen Bärendienst erwiesen hat? Dabei handelte es sich um dümmliche Motive wie etwa den Anus eines Stinktiers mit der Unterschrift „Abwehrkraft“. Die Christdemokraten distanzieren sich mittlerweile peinlich berührt von der Aktion, auch rechtliche Schritte werden geprüft. Wie auch immer, einen Klopper haut die CDU dann doch noch raus. Ihr fällt auf, dass NRW auch als Abkürzung für „Norbert Röttgen Wählen“ verstanden werden kann. Dies ist zumindest glücklicher als die SPD-Variante. Die Sozen plakatieren nämlich gerade die Losung  „Klare Kante Kraft“. Nun wird man die gute Hannelore wohl kaum im Gespensterkostüm auf Wahlkampf-Tour erwischen, etwas weniger Wortspiel, dafür mehr Inhalt täte allen Beteiligten daher gut. Und überhaupt: Für die „Politik aus den Augen unserer Kinder“ eignen sich andere politische Mitbewerber besser. Vor allem den Piraten wird doch immer vorgeworfen, über zu wenig Erfahrung zu verfügen, zu grün hinter den Ohren zu sein. Auch Christian Lindner, der am 13. Mai für die Liberalen lachend in die Kreissäge springt, gilt vielen als „Boygroupler“, eine humoristisch ebenfalls hilflose Anspielung auf sein junges Alter. Könnten die „unsere Kinder“ nicht viel  besser repräsentieren? Gut, der Lindner will die Studiengebühren wieder einführen, die deren Eltern wegen ihrer Entlassung bei Schlecker dann nicht mehr aufbringen können. Geht ja auch auf’s FDP-Konto. Aber hey – manchmal verteilt die unsichtbare Hand des Marktes halt einen freundlichen Klaps auf den Popo ihrer Lakaien, um sie im Anschluss anderweitig verwenden zu können (Rösler). Wie wär’s damit: „NRW“ steht ab sofort für „Nicht Richtig Witzig“, oder „Niemand Redet Wirrer“. Und die FDP richtet sich ab sofort an „Neu-Reiche Wähler“.  Als Vorbild der CDU-Kampagne dürfte übrigens Jürgen Rüttgers‘ „Kinder statt Inder“ gedient haben. Sagt man heute  natürlich so nicht mehr. Wie auch immer – Die Plakate sind gedruckt und wir werden uns für ein paar Wochen an den Anblick eines relativ  chancenlosen Teilzeit-Landespolitikers gewöhnen müssen, der das Kunststück vollbringt, trotz Nase am Arsch des Volkes meilenweit an ebenjenem vorbeizustieren.

 

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