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Die Nachbarschaft hat bereits eine Einladung bekommen. Philip Asshauer, einer der Initiatoren des Projektes, entschuldigt sich darin für die entstandene Lärmbelästigung während der Bauarbeiten. Als „Dankeschön für’s Durchhalten“ werden für die AnwohnerInnen Freigetränke bei der Eröffnungsfeier spendiert. Das Knut’s liegt mitten in einer belebten Seitenstraße in der Wittener Innenstadt. Der Hauptbahnhof ist fünf Laufminuten entfernt, kultige Kneipen sind in unmittelbarer Nähe. Eine perfekte Lage für einen Laden, der KünstlerInnen  und Kreative anlocken will.

Das Land NRW fördert das Projekt mit 16.000 Euro. Es soll ein Modellprojekt sein für das Forschungsfeld „Jugend belebt Leerstand“, den Rahmen bildet das Forschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“. „Für sechs Wochen haben wir den Laden schon mal betrieben“, sagt Gabriel Schunck. Der Künstler und Schauspieler ist Hauptverantwortlicher für „Knut‘s Studio“, wie das Kunstatelier im Hinterhof heißen wird. „In diesem Zusammenhang haben wir im letzten Jahr sechs Workshops angeboten. Für den Förderer war es sozusagen die Probephase, nach der entschieden wurde, ob die weitere Förderung bewilligt wird.“

Knut’s offen für alle

Der Plan ging auf. Im November vergangenen Jahres kamen mit dem „Nachtasyl“ ganze 1500 Leute nach Witten. Leerstehende Ladenlokale in der Innenstadt wurden kurzerhand zu Theaterbühnen umfunktioniert, gelbes Klebeband manövrierte die Theaterfans von einem Stück zum nächsten. Der Ausgangspunkt war das Knut’s. SchauspielerInnen aus ganz Deutschland verwandelten die Innenstadt in ein lebendiges Kunstwerk, die Resonanzen waren durchweg positiv.

Experimentell wird es bleiben. Vor allem Knut’s Studio kommt gut an. „Wir wollen, dass dieses Atelier sich quasi selbst belebt und von den Leuten selbstverwaltet genutzt wird“, sagt Gabriel Schunck. „Unter der Anleitung von verschiedenen KünstlerInnen wird es wieder Workshops geben.“ Das Atelier sei offen für alle, Künstlerisches soll möglichst ausgestellt werden.
Die geplante Location ist in Witten ohne Beispiel. Gibt es Vergleichbares im Umland? „Am ehesten vielleicht die Goldkannte in Bochum, mit denen wir schon länger kooperieren, sowie allgemein die Szene im Stadtteil Ehrenfeld zum Beispiel“, sagt Schunck. „Das Knut‘s allerdings ist so vielfältig inspiriert, gerade weil es von so vielen Leuten aufgebaut und gestaltet wurde, dass es schwierig ist, einzelne Beispiele zu finden.“

Mut zu Experimenten

Natürlich fanden Kreative bisher auch hier ihre Nischen. In der Wittener Werkstadt sowie dem angegliederten „Treff“, sind Kunstaustellungen ebenfalls keine Seltenheit. Auch Musik und Theater wird angeboten. Aber es ist in der Regel Herkömmliches, was dort serviert wird. Bis dato fehlt der Mut zu Experimenten, zu außergewöhnlichen Kunstaktionen. Das Knut’s-Team will diese Lücke füllen, wie nicht nur ihr „Nachtasyl“ eindrucksvoll bewiesen hat. Im vergangenen Sommer etwa erfanden sie die „Kultur-Nische“. Dabei wurde ein Wittener Hinterhof kurzerhand besetzt und zu einem „Open-Air-Wohnzimmer“ umfunktioniert. Auch hier wurde gelesen, musiziert, ausgestellt und gegrillt. Das kam gut an, eine zweite Runde in diesem Sommer wird sehnsüchtig erwartet.

Philip Asshauer begleitet die Bauarbeiten mit einem eigens eingerichteten „Baustellen-Logbuch“. Er kündigt Großes an: „Für die authentische Knut‘s-Atmosphäre sorgt ein Mix aus Holz, Vintage-Tapeten, Bücherregalen, verwittertem Stahl und maritimen Elementen. Hier findet jeder sein Lieblingsplätzchen“, verspricht er. Auch Gabriel Schunck hat sich seine Ziele gesetzt. „Wir wollen auf jeden Fall den Ruhrpott kulturell bereichern“, sagt er. „Wir wollen weiter expandieren, es ist auch eine Neuauflage des Nachtasyls geplant – diesmal gleich in mehreren Ruhrstädten.“

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