Unternehmer, Berater, Finanzinvestor heißen seine Berufe. Der 1988 von ihm gegründete Finanzkonzern AWD expandierte schnell in elf Länder, er teilt sich mit Veronica Ferres Bett und Villa und ist befreundet mit den Reichen und Mächtigen dieser Welt, doch besonders mit denen aus Niedersachsen. Unvergessen sind die gemeinsamen Fotografien mit Riester, Wulff und Schröder. Sie sind zu Ikonen einer pervertierten Gegenwart geworden, in der sich SpitzenpolitikerInnen ihrer Nähe zum Raubtierkapitalismus nicht mehr schämen müssen. Maschmeyer war eine Erfolgsstory. Na klar, Beschwerden von vermeintlichen AWD-Opfern gab es schon immer, aber dass Loser gerne jammern, ist man ja gewohnt. Eng wurde es Maschmeyer erst, als im Zuge der Finanzkrise der investigative Journalist Christoph Lüttgert sich mit zwei TV-Reportagen der Sache annahm. Plötzlich ging ein Ruckizucki durch das Land. Plötzlich war Maschmeyer der Buhmann. Ja, er habe risikobehaftete Finanzprodukte angeboten und seine BeraterInnen hätten die KundInnen über die Gefahren nicht richtig aufgeklärt. Dass die KundInnen allerdings nach zwanzigprozentiger Rendite gierten und somit eigentlich nicht besser waren als das System, das nun am Pranger stand, wurde in der Kontroverse gerne übergangen. Die Krise brauchte ein Gesicht, und das ewige Maschmeyer-Lächeln beflügelte das Agenda-Setting. Maschmeyer war erledigt, und auch die Ferres litt. (Wurde sie doch erst vor wenigen Wochen in der Titanic als „Zugehfrau“ bezeichnet und so weiter.) Viele Millionen Euro waren über den Tisch gegangen, um den Maschmeyer-Mythos zu begründen und dann dieser PR-Super-Gau. Was also tun? Richtig, ein Buch schreiben und alles klarstellen. Ja, funktioniert denn so etwas überhaupt? Logo. Unlängst saß Maschmeyer bei Maischberger und durfte 20 von 75 Sendeminuten lang das Unschuldslamm spielen. „Ich bin ein Menschenfreund“, sagte er und, dass er natürlich nix dafür kann, wenn die Leute mit Basic Instinct II. spekulieren und der Film dann floppt. Tut ihm natürlich auch ein bisschen leid. Als Wiedergutmachung hat er ja jetzt das Buch geschrieben, in dem jeder nachlesen kann, wie auch er zu Erfolg und Reichtum gelangen kann. Wer keinen Bock zu Lesen hat, der halte es mit Dittsche, der unlängst die Sache ganz klar analysierte: Carsten Maschmeyers Durchbruch kam, nachdem er sich seinen Schnurbart abrasiert hatte. Prinzip Keinohrhase. Dies sei der eigentliche Schlüssel zu Erfolg und Reichtum: der Kein-Bart-Carsten. Im Abspann läuft Roxy Music. Oh yeah!
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