Timo Lichterfeld (31), Nicolas Rodriguez Pagan (23) und Jan Schimmelpfennig (29) kennen sich seit anderthalb Jahren. Musikbegeistert sind sie alle. Am Anfang ihrer Zusammenarbeit war nicht klar, in welche Richtung es musikalisch gehen sollte. Jeder von ihnen brachte eine ganze Palette Einflüsse mit. Deswegen haben sie sich im ersten halben Jahr keinen konzeptuellen Rahmen gesetzt, sondern erst einmal an Gitarre und Schlagzeug improvisiert, um ihren eigenen Sound zu finden. Im Zuge dessen stellten sie dann fest, dass sie eine durchaus große Schnittmenge miteinander teilen, was den Sound angeht. Alle drei beschäftigt dabei immer auch die Frage: Wie funktioniert die Musik, die ich höre?
Der Gig im Rottstr5-Theater ist erst ihr zweites Konzert und schon werden sie in einer Reihe mit den Beatsteaks und den Kassierern genannt, obwohl das stilistisch eher irreführend ist. OK, es handelt sich bei der Nennung um das Inhaltsverzeichnis der aktuellen Coolibri-Ausgabe, aber Weird Wired gelten bereits jetzt als der Geheimtipp unter dringend hörenswerten Ruhrgebietsbands – und das vollkommen zu Recht.
Sie selbst orientieren sich an bestimmten musikalischen Standards und variieren diese. Herausgekommen ist ein gelungener Spagat zwischen harmonischer Komplexität und coolem Groove. Interessant sowohl für jene, die musikalisch vorgebildet sind, als auch solche, die einfach nur mal wieder zu guter Musik tanzen und dabei Spaß haben wollen. Jeder Song besteht aus Grundelementen, die während des Konzerts spontan variiert, gekürzt oder weiterentwickelt werden können. Was passiert, bestimmt dabei vor allem das Publikum, mithilfe dessen Reaktionen die Band bei jedem Auftritt zu interagieren versucht. Dabei stimmen sich die drei unter einander via Handzeichen ab und schaffen Platz für Experimente. So bleibt das Set spannend, aber nicht unübersichtlich. Weil das ein enormes Maß an Konzentration erfordert, fallen Animation und anheizendes Showgehabe während des Konzerts weg.
Nach ihrem ersten erfolgreichen Auftritt beim Ruhrpulsfestival ging es getragen vom Jubel der Fans nicht nur zurück in den Proberaum, sondern auch ab ins Aufnahmestudio. Was dabei herausgekommen ist, erfahren die Fans allerdings erst Mitte Dezember. „Dadurch, dass das erste Konzert so gut angekommen ist, sind wir jetzt etwas selbstbewusster. Das merkt man auch im Proberaum. Das geht halt gut nach vorne“, sagt Nicolas. Das Trio hat Bock auf Basteln und denkt derzeit über weitere Experimente und mögliche Klangbausteinprojekte nach. Ob mit Synthesizern, Vocals oder einem DJ – vorstellbar ist für sie so ziemlich alles.
0 comments