Als Green-Pepper-Angebot ist es mit der Barbarian-Invasion für weniger als sieben Euro bei Saturn zu haben. Auf dem Cover wird vor Gewalt und Schimpfwörtern gewarnt. Gut, das wird gekauft. Kaum zuhause, ergeben sich sogleich die ersten Probleme. Man kann die ausführlichen Intros nicht skippen. Dafür erfährt der Spieler jedoch viel über die Must-Knows der historischen Schlachten. Ist eine Partie geladen, geht alles ganz schnell. Innerhalb weniger Minuten werden mehrere römische Legionen von aufgebrachten Barbaren niedergemetzelt. Man könnte etwas dagegen tun, aber um durchzublicken, müsste man die Spielanleitung lesen, wozu man naturgemäß keinen Bock hat. Was also tun? Richtig: die Tutorials auf YouTube gucken. Allerdings betritt der Wissbegierige hier Nerd-Gebiet. Wer im Internet lernen will, sollte viel Toleranz mitbringen und sich auch nicht zu fein sein, von pubertierenden Nerd-Novizen die Welt erklärt zu bekommen. So wie im Falle des Total-War-Rome-Tutorials von AnarchyProduktion: „Hallo Leute und willkommen zum ersten Teil, ähm, einer Tutorial-Reihe“, wird man dort von einer leicht brüchigen Knabenstimme begrüßt, derweil der Bildschirm über ein gewaltiges Römerheer schwenkt. „Und zwar werde ich heute euch erklären, beziehungsweise (unverständlich) ähm, die verschiedenen Klassen an Völker, fünf Stück werde ich euch präsentieren, gleich mehr dazu. Und, ähm, paar Tipps und Tricks zur Armeeaufstellung und wie ihr welche Gegner besiegt.“ Aha, klingt spannend. Vielleicht wird es heute doch noch etwas mit der ersten Partie. Der Tutor fährt fort: „Gut ähm, zum erst Mal zu den Klassen. Ähm. Ach ja, die großen Hauptklassen sind Römer, ähm, Barbaren und Griechen. Und die zwei Subklassen, die ich meine, sind, äh, Wüstenvölker und, ähm, ja so berittene Bogenschützen und Katafranken, so zum Beispiel Faszien, äh, so solche und Armenien, solche Völker.“ Während der Tutor referiert, klickt er zielbewusst auf Artillerie und Kavallerie. Aber wozu? Man wird nicht schlau daraus. Schon will ich weiterklicken, da nimmt mich der Zauber gefangen. Hier hat sich tatsächlich eine alternative Lernform etabliert. Doch geht es gar nicht um Tipps und Tricks, sondern um eine kommunikative Erweiterung der Spielpraxis selbst. Nicht Wissensanreicherung steht hier auf dem Stundenplan, sondern eine raffinierte Ästhetik des Spontanen. Ständig macht der Tudor selber Fehler, die er unter ausladendem – teils historischem – Nerd-Gefasel korrigiert. Schließlich schweift er ganz ab, beginnt über seine Spielsucht zu scherzen, derweil sich auf dem Bildschirm die Heere gegenseitig niedermetzeln. „Kann ich nichts gegen tun, ist so ne Sucht bei mir, hehe.“ Am Ende sind alle klüger geworden: Von der martialischen Antike bis zur postmodernen Pubertät – eine unglaubliche Lektion wurde gestemmt. Das Plus: Drei Creditpoints in einer Stunde. Schön, dass es noch echte Alternativen zum Campus gibt.
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