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„Verlag sucht Autoren“ steht groß über dem Messestand des August von Goethe Literaturverlags. Die freundliche junge Frau, die den Stand betreut, ermuntert AutorInnen und solche, die es noch werden wollen, Manuskripte einzusenden. „Verbindlichkeiten entstehen natürlich erst, wenn Sie den Vertrag bei uns unterschrieben haben“, erklärt sie. Der Druck des Manuskripts sei kostenlos, erklärt die Betreuerin, nur für die Bewerbung des fertigen Buches bei Buchhandel und Presse werde eine Gebühr erhoben. Doch auch für das Lektorat der Manuskripte müssen die AutorInnen zahlen und das nicht wenig, wie Betroffene in Internet-Foren und auf der Messe berichten. Allein 6.000 Euro seien für die Werbung eines Buches im August von Goethe Verlag veranschlagt worden, berichtet ein Betroffener. Mittlerweile engagiert sich auch die Gewerkschaft Verdi gegen die Pseudoverlage. Unter anderem wird ein Ausstellungsverbot auf Buchmessen gefordert. Nicht nur der August von Goethe Verlag nutzt die Unerfahrenheit neuer AutorInnen aus, auch der in Frankfurt vertretene Freiling Verlag aus Berlin wirbt mit „Chancen für Autoren“. Pro Buchseite sind hier 48,79 Euro für alle anfallenden Dienstleistungen wie das Lektorat fällig.

Self-Publishing

Wer nach langem Suchen keinen Verlag findet und sich nicht auf den Nepp der Pseudoverlage einlassen will, hat immer mehr Möglichkeiten, sein Manuskript selbst als E-Book zu verlegen. Ein neuer Trend, denn auch die Endgeräte zum Lesen eines elektronischen Buches werden immer günstiger. Auf der Frankfurter Buchmesse waren es in diesem Jahr schon mehr als 100 Aussteller, die das Produkt E-Book bewarben. Allerdings ist auch für die AutorInnen, die ihr Buch im Eigenverlag als E-Book herausgeben wollen, größte Vorsicht geboten, nicht auf die Anleitungen zum schnellen Erfolg und horrende Ertragsspannen hereinzufallen, wie es zum Beispiel der Internetanbieter  „ebookerstellen“ prognostiziert. Mit der richtigen Software ist ein E-Book zwar schnell und mit Geschick auch ansprechend erstellt, jedoch  fängt erst dann die zeitraubende Arbeit der richtigen Vermarktung an. AutorInnen, die auf Self-Publishing setzen, sind VerlegerIn und MarketingchefIn in einem. Eine Personalunion, die sich vor allem im Hinblick auf ökonomische Zwänge nicht immer vereinen lässt. Apropos ökonomische Zwänge – auch die offiziellen Statistiken vergrämen den SelbstverlegerInnen oder KleinstverlegerInnen ihre Mühen, denn mit 0,7 Prozent lag die Umsatzspanne im 1. Halbjahr 2011 für E-Books am deutschen Buchmarkt bei einem verschwindend geringen Anteil. In anderen Ländern sieht der Trend schon weit vielversprechender aus, die USA können sieben Prozent und Afrika bereits 14 Prozent am Buchumsatz für E-Books verzeichnen. Ein weiterer Trend in diesem Segment sind enhanced E-Books, die multimediale Inhalte vermitteln und sich nicht mehr länger nur auf die eigentliche Textgrundlage von Büchern stützen. Enhanced E-Books kann man sich als digitale Form von Pop-Up Büchern vorstellen. Sollte dies ein bestimmender Trend werden, werden SelfpublisherInnen auch in diesem Segment gezwungen, mitzuziehen und ihre Angebote und Inhalte zu erweitern – in der angesprochenen Personalunion erscheint dies äußerst schwierig.

Nippes

102_0200Auf der Frankfurter Buchmesse wurde jedoch nicht nur der Fokus auf die Ware Buch gelegt. In der stark frequentierten Halle 4.0 konnten die BesucherInnen sich auch ein Bild von der angestrebten Sortimentserweiterung der Buchhandlungen machen. Die 38 Aussteller präsentierten in der Abteilung Papeterie und Geschenke eine Vielfalt von Produkten, die neben dem Buch zu erhöhten Gewinnen für den Buchhandel führen sollen. Diese Sortimentserweiterung in der Sparte Nonbooks ist jedoch in der Buchbranche nicht unumstritten. Vor allem die Großfilialisten, wie Thalia und Hugendubel, setzen auf den zusätzlichen Vertrieb von Nonbook-Produkten, die in Themenwelten präsentiert werden und ebenfalls den Kauf von Büchern anregen soll, wohingegen kleine Buchhandlungen auch in Abgrenzung zu größeren Filialen auf ihre Kernkompetenzen vertrauen und ein klassisches Sortiment bevorzugen.

Und sonst?

In diesem Jahr war Island Ehrengast der Buchmesse. Doch im Gegensatz zu seinen Vorgänger-Ländern, wie China oder der Türkei war das kleine Land ziemlich unterrepräsentiert. Der Messestand war verhältnismäßig klein und zwischen allen anderen kaum zu finden. Lediglich die Ausstellung im Messeforum sorgte für ein wenig Aufmerksamkeit. Zwischen großflächigen Leinwänden, auf denen IsländerInnen in ihren Wohnzimmern und Heimbibliotheken beim Lesen gezeigt wurden, konnten die MessebesucherInnen im Dunkeln umhergehen und die Bücher suchen. In einem Dutzend Billy-Regale waren sie dann zu finden. Ziemlich unspektakulär und ohne Kommentar einfach hingestellt. Lediglich Gesprächsrunden mit AutorInnen des Gastlandes Island fanden großen Anklang bei dem Frankfurter Publikum.

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