Die Longlist könnte genauso gut Shortlist heißen, da sie nur zwanzig Titel dieser Art repräsentiert und sich deswegen kaum erahnen lässt, wie weitläufig das unerschlossene Land dieser literarischen Kuriositäten letztlich noch sein mag. Den potentiellen Folgetitel liefert allerdings ein anderer Autor: „Ihr Pferd ist tot? Steigen Sie ab! Wie Sie sich die innere Freiheit nehmen, beruflich umzusatteln“ – Vielleicht auf ein Tier, das ihnen auch im Straßenverkehr begegnen könnte: „Kaninchen besser verstehen. Verhalten beobachten und Probleme lösen“. Die vollständige Liste ist im Internet unter der Adresse KurioseBuchtitel.de zu finden und wirft bei näherer Betrachtung weitere wichtige Fragen auf. Zum Beispiel: Was sucht eigentlich „Die Moldau im Schrank“ und wie erkläre ich es meinem Mann? Ist „Schieß die Apfelsine tot“ vielleicht doch ein Ratschlag, bei dem es sich lohnt, ihn rechtzeitig zu befolgen? Und warum hat sich keiner der Autoren auf der Seite betterbooktitles.com Inspiration für die Titelfindung geholt? Hier finden sich hunderte Alternativvorschläge zu Klassikern der Antike bis zu den Bestsellern der Gegenwart. Diese bestechen nicht durch ihre Kürze, überraschen aber mit thematischer Treffsicherheit. Sie überlegen schon lange, ob Sie im nächsten Urlaub tatsächlich „Krieg und Frieden“ von Leo Tolstoi lesen wollen? Vielleicht hilft Ihnen der Better Book Title bei der Entscheidung: „War and Peace and Russians and Napoleon and Hard Names to Remember and Even Harder to Pronounce and Lots of Talk, Talk, Talk and Snow” – Hätten wir das vorher gewusst! Sophokles “König Ödipus” wird alternativ übersetzt mit “How I Met Your Mother”. Was nicht nur für die Söhne dieser Erde erhellend sein dürfte. Aus Milan Kunderas “Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins” wird „Fuck the Pain Away“, Margaret Atwoods „Tagebuch einer Magd“ könnte auch „Sarah Palin`s America“ heißen und Edward Albee schickt mit seinem Stück „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ den heißesten Anwärter für die „Worst Faculty Key Party of the Year?“ ins Rennen. Platons „Symposium“ ist ungleich vielsagender als „Horny, Drunk Guys Invent Philosophy“. Na klar, die Bibel hätte auch mit „Sh*t My Dad Says“ betitelt werden können und „Unendlicher Spaß“ von David Foster Wallace wäre adäquat mit „Infinite Footnotes“ übersetzt. Aber was wäre, wenn Charles Darwins “On The Origin of Species” aus aktuellen Anlässen umbenannt werden würde in „After All This I Still Married My Cousin (And Had Sickly Children)”? Tja und auch bei Richard Dawkins „Gotteswahn“ wäre der Name Programm: „Richard Dawkins Cites His Other Writings“. Aber egal! – Wer entscheidet schon nach dem Titel, ob er oder sie ein Buch kauft?
0 comments