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Bereits an der zentralen Ein- und Ausfahrt der Ruhr-Universität empfängt der kreative Output der lokalen und überregionalen Graffiti-Szene den_die Besucher_in. Auch von der U35 kommend können die Besucher_innen links der Uni-Brücke einen Blick auf die „Hall of Fame“ nicht nur Bochumer Sprayer_innen werfen, bevor der 1973 von Henryk Dywan als großfrächiges Betonbuchstabenrelief gestaltete Schriftzug „RUHR-UNIVERSITÄT“ unterhalb des Verwaltungsgebäudes ins Auge fällt.

Leben in der Periferie

Begonnen hatte das Graffiti-Projekt offiziell im Mai 2001, nachdem sich der Bereich zwischen Uni-Center und Verwaltung bereits zuvor zum „Hot Spot“ der Szene entwickelt hatte. Seit 2008 wird das Ensemble ergänzt durch ein aus mehreren kunstvoll besprayten Wänden am Musischen Zentrum im Zugangsbereich zum Studierendenhaus bestehendes Kunstwerk. Ein internationales Sprayer-Ensemble hat dort im Zuge des Projekts „Periferia“ unter anderem die Lebenssituation in anonymen Vorstädten durch eine eindringliche Bildsprache thematisiert.

Nähert man sich vom Studierendenhaus aus der Uni-Bibliothek, fällt der Blick auf eine originalgetreue Replik von Pablo Picassos „Guernica“ am rechten Eingang des Gebäudes. Während Picassos pazifistisches Monumentalgemälde im Angesicht des Schreckens des ersten Massenbombardements eines zivilen Ziels in Europa 1937 während des Spanischen Bürgerkriegs entstand, wurde ein früheres Replikat am Flachbau vor dem MA-Gebäude kurz nach dem Höhepunkt der Friedensbewegung 1984 von einer Friedensinitiative der Medizin-Fachschaft geschaffen. Nachdem diese malerische Reproduktion 1998 durch private Investoren überbaut worden war, wurde die aktuelle Replik 2003 nach Protesten Studierender am jetzigen Standort neu geschaffen. Im Eingangsbereich der Bibliothek findet sich zudem ein 1973 wiederum von Henryk Dywan geschaffenes dunkelrotes Ziegelwandrelief.

Begibt man sich die Treppen hinunter Richtung Audimax, kann man zunächst von außen einige Impressionen der dortigen Kunstsammlungen gewinnen, wo Antike und (Post-)Moderne kontrastreich miteinander konfrontiert werden. Auf der Rückseite des Bibliotheksgebäudes prangt zudem eine Dauer-Installation aus Neonröhren, die – im Dunkeln mit Lichteffekten – auf die „Kunstsammlungen der Ruhr-Universität“ hinweist. Zwischen Bibliothek und Audimax befindet sich zudem der 1973-75 ursprünglich als Wasserrelief konstruierte Brunnen von Erich Reusch, der mit seinen symmetrisch angeordneten Betonquadern insbesondere aus der Vogelperspektive beeindruckt. Sollten die Rektoratspläne zur Sanierung der „Zentralachse“ des Campus tatsächlich umgesetzt werden, würde dieses Kunstwerk in den nächsten Jahren dem Abrissbagger zum Opfer fallen.

Neues Sehen

Einen eigentümlichen visuellen Akzent hat Friedrich Gräsel mit seiner 1972/86 entstandenen Röhrenplastik im Bereich des Westforums auf der grünen Oase zwischen den Gebäuden MA und GA – unter anderem in Form eines Beton-Tors – gesetzt. Hier gilt es, den eigenen kritischen Blick anhand des Wechselspiels zwischen von Beton-Architektur umrahmter (Rest-)Natur samt wiederum das Baumaterial Beton zitierender Skulptur zu schärfen. Ähnliches gilt für eine weitere, bereits 1969 geschaffene mehrteilige Betonplastik, die einigermaßen gut versteckt auf einem Zwischenhof seitlich des NA-Gebäudes jenseits der Mensa zu finden ist. Die strukturierte Betonstützwand erinnert an eine mit den Formen menschlicher Gesichter spielende überlebensgroße Plastik, welche abseits der Menschenströme auf dem Campus die Botschaft auszusenden scheint, den Einzelnen in den Betonmassen nicht zu vergessen.

Weitere Infos:
www.ruhr-uni-bochum.de/kuba

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