bsz: Wie sieht euer Konzept für dieses Jahr aus?
megaFon: Im vergangenen Jahr sind wir in die Stadt umgezogen. Unsere Frage war: Wie stark kann man sich als studentisches Theater in das Stadtleben integrieren? Deswegen spielen wir in diesem Jahr zusätzlich in Räumen, die eigentlich keine Theaterräume sind.
Welche sind das und warum sind sie für euch so spannend?
Im Café Orlando oder im Jungle-Outlet. Bei der Rotunde, dem alten Katholikentagsbahnhof geht es uns auch um eine neue Kontextualisierung. Es ist spannend, zu sehen, was mit den Räumen passiert, wie neue Bedeutungsfelder ausgearbeitet werden und andere Wahrnehmungen entstehen. Auch das Spannungsfeld zwischen Zuschauern, Stück und Raum ist interessant für uns: Wie verändert sich das Stück dadurch und wie erlebt das Publikum das Stück? Auch die chrom Galerie ist kein Theaterraum. Allein technisch gesehen wird das spannend. Wir versuchen die Räume für die Performance so angenehm wie möglich zu machen. Obwohl wir explizit gesagt haben, dass es darum gehen soll, in Räumen zu spielen, die natürlich technisch nicht voll ausgestattet sind.
Was hat es vor diesem Hintergrund mit eurem Motto „schön vermessen“ auf sich?
Es geht einerseits um das Wagnis, in Räumen zu spielen, die nicht für Theater gedacht sind. Andererseits haben wir vor, die Stadt zu kartographieren. Unser Hauptquartier wird wie schon im vergangenen Jahr wieder am Südring 36 sein. Von dem Punkt aus verteilen wir uns in die Stadt und schaffen Routen, mit denen gewohnte Wahrnehmungsmuster aufgebrochen werden sollen.
Wie habt ihr entschieden, wer dabei sein wird?
Wir haben eine internationale Ausschreibung gemacht und in diesem Jahr sind Teilnehmer aus Riga, Österreich und Deutschland dabei. Aber natürlich ist das gleichzeitig auch eine finanzielle Frage. Wir hatten sogar Bewerbungen aus Afghanistan und Russland. Wir können die Fahrtkosten übernehmen, aber untergebracht werden alle privat.
Nach welchen Kriterien lief die Auswahl ab?
Wir wollten studentisches Theater, und Theater, das nicht oder noch nicht professionalisiert ist. Leute, die sich in einem Zwischenstadium befinden, um so zu ihrer Professionalisierung mit beizutragen. Uns wurden sowohl fertige Produktionen als auch Produktionen in der Mache angeboten. Die Theatergruppen haben uns Bewerbungen mit ihrem Arbeitsstand geschickt. Das Sichtungstreffen dauerte einen ganzen Tag. Jeder hatte acht Stimmen und so wurden die Produktionen ausgewählt, die ab dem 1. Juni zu sehen sein werden. Wir haben hierbei keine Arbeiten in Auftrag gegeben. Wir wollen nicht in die künstlerische Arbeit eingreifen, sondern dass alle zeigen können, was sie erarbeitet haben.
Was erhofft ihr euch vom Festival?
Natürlich spielt auch der Vernetzungsgedanke eine Rolle. Dazu sind auch die Diskussionen nach den Stücken da. Selbstverständlich hoffen wir auch, eine Grundlage für eventuelle gemeinsame Arbeiten zu legen. Und den Leuten, die eben noch nicht etabliert sind, eine Plattform zu geben!
Was wird anders als im vergangenen Jahr?
Die Orte-Sache. Die Frage war: Wo können wir spielen, auch wenn es kein technisch ausgestatteter Raum sein wird? Alle, die wir angesprochen haben, waren total aufgeschlossen. Wir haben durchweg positive Erfahrungen gemacht. Die Unterstützung und der Kontakt sind hier sehr gut.
Wer macht megaFon in diesem Jahr?
Wir sind acht Leute im Koordinationsteam und haben zusätzlich zirka zehn bis 15 Helfer. Die acht vom Ko-Team kommen alle aus der Theaterwissenschaft, aber megaFon ist auch offen für alle anderen Fachrichtungen. Allerdings arbeiten wir alle ehrenamtlich. Das Festival wird zwar finanziell vom Asta und anderen unterstützt, aber wir selbst arbeiten aus Begeisterung mit. Außerdem wird das Festival von Boskop mitveranstaltet.
Und wie ist das so?
Immer noch sehr schön, klein und familiär. Der Grundgedanke ist geblieben. Es ist auch noch nie etwas so richtig schiefgegangen. Wir bekamen es immer irgendwie hin. Die Atmosphäre ist angenehm und freundlich. Man fühlt sich hier gut aufgehoben. Das Beste ist, wenn Künstler, Organisatoren und Publikum abends zusammensitzen. Es ist als würde man eine Woche lang aus seinem normalen Leben herausgerissen. Es kommt einem nicht wie Arbeit vor. Gerne wollte ich noch einmal Teil davon sein. Und es ist der totale Nervenkitzel, wenn man sich überlegt, dass man morgens in einen Raum kommt, in dem abends die Technik stehen und funktionieren muss.
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