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Dass der rechten Partei nach wie vor die AnhängerInnen fehlen, ficht den pro-NRW-Vorsitzenden Markus Beisicht offensichtlich nicht an. Mit großen Worten versuchte er, die kleine Demo zu einem wichtigen Ereignis hochzustilisieren. Immerhin konnte er sich auf einige BündnispartnerInnen verlassen: Belgische Neonazis vom „Flaams Belang“ wedeln mit ihren Fahnen und stellen mindestens ein Drittel des Aufmarschs. Frauen halten Zettel mit der Aufschrift „Deutschland statt Nordkorea“ hoch und kommen sich dabei scheinbar noch nicht einmal komisch vor. Hinter den Transparenten der selbsternannten Kölner Bürgerbewegung laufen außerdem die wohl letzten Verbliebenen AnhängerInnen der tief zerstrittenen Partei Die Republikaner mit ihren Pappschildern – oder zumindest der Teil, der sich mit pro NRW zusammenschließen will. Auch ein Redner, der sich zur US-amerikanischen Tea-Party-Bewegung bekannte, war dabei. Ein paar Stiefelnazis komplettieren das Bild.

Pro NRW stagniert

Der wenig beeindruckende bis peinliche Aufmarsch der Rechten ist die eine Seite der Medaille – dass sich die rassistische Gruppe pro NRW trotz geringer Mitgliederzahlen und interner Streitereien zumindest in einigen wenigen Kommunen etablieren konnte, die andere. Nach dem Wegfall der Fünfprozenthürde bei den Kommunalwahlen haben die Rechten so zumindest ein paar Sitzungsgelder und Aufwandsentschädigungen zur Verfügung. Mit rassistisch motivierter Islamfeindlichkeit versuchen die ProtagonistInnen der Bewegung an mehrheitsfähige Vorurteile anzuknüpfen und sie gleichzeitig weiter zu verbreiten. Gute Gründe für gleich mehrere Bündnisse, Gegenaktivitäten zu organisieren.

Dezentraler Widerstand

Ökomenischer Gottesdienst, Bündnisdemo „Köln stellt sich quer“, antifaschistische und gewerkschaftliche Spontandemonstrationen: Der Widerstand gegen den rechten Aufmarsch war dezentral aufgestellt. Bereits bei der Anreise hatten die Rechten Probleme. Etwa 200 DemonstrantInnen blockierten am späten Vormittag den Bahnhof Opladen/Leverkusen, wo sich pro NRW sammeln wollte. Weil per Bahn nichts mehr ging, wurden die Rechten schließlich mit Bussen nach Köln-Deutz transportiert. Von dort zogen sie zum Heumarkt, um weitgehend ohne Publikum und umringt von Polizei eine Kundgebung abzuhalten. Auf der weiteren angemeldeten Route bildeten sich derweil insgesamt drei Sitzblockaden. Pro NRW brach daraufhin ihren Aufmarsch ab und ließ sich ohne Widerstand von der Polizei zum Bahnhof in Köln-Deutz zurückführen.

Erneut ein Kölner Kessel?

Das Bündnis gegen Pro Köln/NRW bezeichnete die Proteste in Hör- und Sichtweite als Erfolg. Gleichzeitig kritisierte das Bündnis, dass die Polizei in Opladen DemonstrantInnen stundenlang in einem Kessel festgehalten hat. Unter den Eingekesselten hätten sich viele Minderjährige befunden. Bereits im Jahr 2008 hatte ein ähnlicher Kessel für lange gerichtliche Auseinandersetzungen gesorgt und war letztendlich für illegal erklärt worden. Inzwischen bietet die Kölner Polizei allen damals von der illegalen Polizeiaktion Betroffenen 100 Euro an, wenn sie auf weitere Schadensersatzforderungen verzichten.

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