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Dass es mitunter gar nicht so einfach ist, eine Kundgebung zu organisieren, merkte auch der Anmelder der Pro-Guttenberg-Veranstaltung schnell. Am Karnevalssamstag passiert in der Stadt am Rhein nämlich eine ganze Menge. Die rund 50 AnhängerInnen des Ex-Verteidigungsministers, die sich vor dem Hauptbahnhof im Schatten des Doms versammelt haben, fallen in dem Menschenstrom Richtung Einkaufsmeile kaum auf. Eine umhergeschwenkte Deutschlandfahne lässt ahnen, dass hier noch etwas anderes los ist. Ein älterer Herr reckt ein Pappschild in die Höhe, auf dem er „feige Politiker“ anprangert und vor der „Vernichtung“ durch die Medien warnt. Um ihn herum halten Menschen A3-Zettel in den Händen, auf denen sie „Guttenberg zurück“ haben wollen oder mit einem einfachen „KT“ die Begeisterung für ihren Star nach außen tragen. Es ist ein gemischter Haufen. Nicht bunt, eher bieder, aber gemischt. Ein paar Teenager, ein paar MittzwanzigerInnen, deren Outfits offenbar an das des Ex-Ministers beziehungsweise seiner Gattin angelehnt sind, und ein paar Leute, die aus ihrer Elterngeneration stammen. Dazwischen bewegt sich behutsam ein kleiner alter Mann, der Postkarten gegen den EU-Beitritt der Türkei verteilt. Hin und wieder stellen sich Gruppen kostümierter KarnevalistInnen dazu, die auf dem Weg in die Kölner Innenstadt sind, lassen sich fotografieren und ziehen weiter. „Demonstriert doch besser für Michael Jackson!“ ruft einer der Jecken im Vorbeigehen.

Der fähige Baron

Was treibt diese Leute auf die Straße? Wofür demonstrieren sie? Dass Guttenberg wegen der Demos wieder ins Ministeramt zurückkehrt, scheint von den Kölner DemonstrantInnen kaum jemand zu glauben. Eine Frau mittleren Alters findet es auch vielmehr unmöglich, wie mit dem bayerischen Baron umgegangen wurde, nachdem sein Schwindel aufgeflogen ist – unmenschlich und unfair sei das gewesen. Schade, dass so ein fähiger Mann deswegen zurücktreten musste. Was denn das Besondere an Guttenberg war? Er war jung, nicht immer diese alten Leute. Und was hat er besonderes geleistet? Er habe frischen Wind in die Politik gebracht. Ein paar gewechselte Worte später wird es doch noch konkreter: Guttenberg habe als erster von einem Krieg in Afghanistan gesprochen. Immerhin: In der deutschen Politik ist es mitunter tatsächlich bemerkenswert, das ganz Offensichtliche auszusprechen.

Unverhoffte Unterstützung

Einen Krieg ganz anderer Art muss in der Zwischenzeit der Anmelder der Veranstaltung austragen: Knapp zehn jugendliche Guttenberg-Fans haben sich dazugesellt. Ihr Demonstrationsmaterial zeigt den Baron in einer Reihe mit Marx, Engels und Lenin. „Gegen Kapital und Leistungszwang – Guttenberg ist unser Mann!“ und „Doktortitel für alle – und zwar umsonst!“ fordern sie.
Der Anmelder wird hektisch, nervös und wendet sich an einen der anwesenden Polizisten: „Ich habe das nur angemeldet weil sich kein anderer gefunden hat! Ich habe seit drei Tagen nicht geschlafen!“ Der Mann, irgendwo in seinen Zwanzigern, ist sichtlich geschafft. Die Satiretruppe vom kommunistischen Guttenberg-Fanclub war wohl zu viel, zumal die Jugendlichen offenbar mehr Demonstrationserfahrung haben und obendrein besser ausgestattet sind. Sie haben ein Megafon und ein Transparent, die echten Fans stehen ohne da.

Klicken und Kommen

Dabei ist die Kölner Veranstaltung vergleichsweise straff organisiert. Sprich: Sie findet überhaupt statt. Die vielen Klicks auf Facebook machen nämlich noch keine politische Bewegung. In der virtuellen Guttenberg-Demo-Gruppe fiel den Verantwortlichen erst am Donnerstagabend ein, dass man eine Kundgebung bei der Polizei anmelden muss – und zwar zwei Tage vorher. Da war es nur schon zu spät. In Düsseldorf gab es deswegen keine Aktion für den Baron. Die Fans diskutierten zwar noch, ob man einfach so kommen sollte; derlei Regelüberschreitungen waren für die – mutmaßlich konservativen – AnhängerInnen dann aber doch zu rebellisch.

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