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Bereits 2006 wurde vom Rat der Stadt Bochum die Neustrukturierung des Springerplatzes beschlossen. Nun ist es so weit. Dort, wo schon am Morgen auf offener Straße Alkohol konsumiert wird, unweit der Methadon-Ausgabestelle, ist geplant, ein ganzheitliches Konzept in die Neuplanung des Platzes zu integrieren. Das Bunkerdach soll mit Wohneinheiten bebaut werden, zum Nachweis der erforderlichen Stellplätze wird der Bau einer Carport-Tiefgarage mit 18 Stellplätzen notwendig. Für BauunternehmerInnen bleiben es in Bochum goldene Zeiten. Zu fragen bleibt, was aus den Leuten wird, die im Umkreis des Platzes ihren sozialen Treffpunkt gefunden haben. Sieht die geplante Kombination von gewerblicher und privater Nutzung der Immobilie die Tolerierung dieser Menschen vor? Oder werden sie vertrieben?

Bäume fällen

Was verbirgt sich hinter der Formel „einer erhöhten Aufenthaltsqualität“, die in der Beschlussvorlage der Verwaltung zum Stadtumbau West-Springerplatz bemüht wird? Eine Außengastronomie soll entstehen, anthrazitfarbene Sitzblöcke aus Sichtbeton mit Holzaufleger sowie Pflanzkübel sind vorgesehen, „um ein einheitliches Bild gewährleisten zu können“.  Dazu müssen im Vorfeld zwölf Bäume gefällt werden, auch das Hochbeet und die Pergola sollen verschwinden. Ersatzpflanzungen sind geplant. Doch was wird aus den Menschen?
Der Springerplatz gehört schon lange zu den sogenannten „Problemvierteln“ der Stadt. In den Nullerjahren hatte man versucht, die Lebensqualität durch kulturelle Subventionen zu steigern. No-Budget-Arts hieß das Projekt eines Kulturkollektivs, das sich – im Bunker angesiedelt – für einige Zeit großer Beliebtheit erfreute. Dieses Projekt ist gescheitert. Nun soll der gesamte Platz neu strukturiert werden.

Das solvente Nachrücken

Mit der Erhöhung der Aufenthaltsqualität steigen die Mieten, prekarisierte Familien werden auf ihrem angestammten Terrain durch nachrückende Bessergestellte vertrieben. Ein klassischer Fall von Gentrifizierung, wie sie im Rahmen der vielbeschworenen Kreativquartiere inflationär diskutiert wurde. Das vorerst letzte Schlusswort in dieser Debatte hatte der Journalist Stefan Laurin, der in seinem Ruhrbaroneblog „Kreativquartiere – Viel Lärm um nichts“ argumentierte, dass die Parameter der Gentrifizierung im Ruhrgebiet unwirksam wären, da diese Region nicht wachse, sondern schrumpfe. Niemand würde von NachrückerInnen vertrieben werden, da bereits jetzt genügend Platz für alle vorhanden wäre, gleichwohl die Region in den kommenden Jahren weitere 400.000 EinwohnerInnen verlieren würde.
Das war scharfsinnig analysiert und nahm den KritikerInnen viel Wind aus den Segeln. Doch im Fall des Springerplatzes verhält es sich anders. Hier geht es nicht primär um Mieterhöhungen –gleichwohl diese nicht ausgeschlossen werden können – sondern um die Nutzung des öffentlichen Raumes. Sollte die angestrebte Erhöhung der Aufenthaltsqualität eine Vertreibung der ansässigen sozialen Treffpunkte von Suchtkranken intendieren, so wäre dies für ein Bochum, das sich seiner sozialen Verantwortung stellt, nicht hinnehmbar. Wünschenswert wäre eine Neustrukturierung, die diese Aspekte berücksichtig und sich nicht ausschließlich in Baumaßnahmen ergeht. Gerade in dem alten „Blaubuchsenviertel“ sind Lösungen für alle BürgerInnen gefragt.

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