Das Protestkomitee der RUB beschäftigt sich schon lange nicht mehr ausschließlich mit Hochschulpolitik. Es wird zu Anti-Nazi Demos aufgerufen und Blockadetraining angeboten. Alles wichtig, keine Frage. Thematisch dagegen rudert das Komitee damit allerdings zurück. Durch den Wegfall der Gebühren hätte sich indes die Möglichkeit eröffnet, die Kritik auf eine andere Ebene zu heben. Nur weil keine Abgaben mehr geleistet werden müssen, die letztendlich nur den Status Quo der Lehre aufrecht erhielten, aber nicht verbessert haben, wird das „moderne“ System Hochschule nicht besser. Für die Politik zählt das Geld, das man mit „Bildung“ machen kann und nicht die Qualität eben solcher. Studierende werden weiterhin wie Lämmer in inhaltslose Vorlesungen und Seminare geschickt. Immer noch gilt die Anwesenheit als non plus ultra der Lehre. Ebenso wie Referate, Zusammenfassungen – kurz: das Wiederkäuen von Wissen, aber nicht der Erkenntnisgewinn. Die Wirtschaft scheffelt Geld auf dem Bildungsmarkt. Kredite werden vergeben, Stipendien von großen Unternehmen verteilt und am Ende gemurrt, dass die Alumni nichts könnten und nicht imstande wären, ihr Wissen in die Praxis umzusetzen.
Nach dem Wegfall der Gebühren klafft eine Lücke – nicht nur eine von der konservativen Politik beanstandete finanzielle, sondern auch eine thematische. Für die fehlenden Einnahmen nimmt das Land NRW einfach mehr Schulden auf und damit scheint das Thema erledigt. Die Studierenden haben, was sie wollten – und nun ist bitte Ruhe. Ministerpräsidentin Kraft glaubt tatsächlich, dass nun der Weg für alle Kinder zur Hochschule frei sei. Das war schon vor der Einführung der Gebühren utopisch und wird wohl auch so bleiben. 249 Millionen sollen laut dem neuen „Gesetz zur Verbesserung von Chancengleichheit beim Hochschulzugang in NRW“ zur Qualitätssteigerung zweckgebunden an die Hochschulen zur Kompensation ausgezahlt werden. Die Gremien zur Verbesserung der Lehre bleiben also und das System BA/MA auch. Niemand scheint sich zu fragen, was eine Qualitätsverbesserung der Lehre überhaupt meint. Sind es mehr PCs, längere Öffnungszeiten der Bibliotheken, mehr Tutorien und Lehraufträge? Wo bleibt die Universität? Trotz Wegfall der Gebühren ist der Weg frei für eine Universität, in der Studierende „Human Resources“ darstellen, aber keine frei denkenden Humans in einer Gemeinschaft.

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