„Seit der Gründungszeit prägt eine klare Linienführung das Erscheinungsbild der RUB. Darin spiegelt sich die Einheit und allseitige Verflechtung der Wissenschaften“, heißt es dort. Na, ein paar Verzweifelte sind ja tatsächlich gesprungen. Doch genug davon. Beinah vierzig Jahre ist es her, als 1962 ein Ideenwettbewerb unter den in der BRD zugelassenen Architekten ausgelobt wurde. Stars wie Gropius und Mies van der Rohe waren direkt eingeflogen worden, um ein bisschen auf das Prestigepedal zu treten. Aus den 85 eingereichten Entwürfen setzte sich schließlich der Entwurf des Büros Hentrich, Petschnigg & Partner aus Düsseldorf durch. Seitdem herrscht der Beton. Architektonische Konzepte wie die viel zitierten Blickachsen wurden im Laufe der Jahre massiv zerstört, wie zum Beispiel der Blechkasten für die Brötchen- und Bücher-Händler jenseits des GA-Gebäudes immer noch eindrucksvoll unter Beweis stellt. Doch nicht nur von Seiten der Verwaltung ging eine Zerstörung aus, sondern auch von Seiten der Studierenden. Und es ist ein Segen, dass das Gros der untalentierten Graffiti-Sprayer bald das Rentenalter erreicht haben dürfte. Doch nun soll ja alles besser werden. Das Video wagt die Tour de Force entlang einer strahlenden Zukunft. Dass im Hintergrund die ganze Zeit so ein bescheuerter James-Last-Klingklang läuft und die Dramaturgie von gestern ist, könnte natürlich damit zu tun haben, dass die Auftraggeber nicht auf der Höhe der Zeit sind. Aber was soll’s? Ist ja nicht ihr Geld. Das Neo-Sprech könnte allerdings nicht beeindruckender sein: Der neue „Haupttower“ dient bald „als signifikanter Orientierungspunkt der Stadt mit dem Lebensraum Campus.“ Über die „atmosphärische Livingbridge“ gelangt man zum „Crosscampus“, unweit derer eine große Zentralbibliothek entsteht. Entscheidend wird der Dreiklang aus Ökologie, Funktionalität und Ästhetik zwischen bebauter Fläche und Natur sein. War es in der Geschichte bisher vornehmlich das Anliegen von Diktatoren, sich architektonische Denkmäler zu setzten, so könnte man annehmen, dass nun auch Universitätsrektoren diesem Trend verfallen. Trotz angespannter Haushaltslage einmal alles abreißen und neu bauen und dabei den Dreiklang von Ökologie, Funktionalität und Ästhetik nicht aus den Augen zu verlieren, dass wird der große Herkulesakt sein, mit dem sich der Name Elmar Weiler für immer in die Geschichte der Region einschreiben wird, als Bezwinger der Materie, der dem Campus eine zukunftsfähige Gestalt gab. Vielleicht wird dann auch der Beton aus den Köpfen weichen. Oder war es nicht dieser Weiler, der vor nicht allzu langer Zeit die Einführung von Studiengebühren damit begründete, dass angesichts der klammen Kassen der Wissenschaftsbetrieb ohne Studiengebühren nicht aufrecht zu erhalten sei? – Ach ja, das waren wieder andere Töpfe und Geld ist natürlich nicht gleich Geld. Bei solcherlei semantischen Schwankungen scheint es beruhigend, dass wenigstens eines gewiss ist: Beton bleibt Beton.

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