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Für Viele kam die Nachricht Ende Dezember überraschend: Das geplante Bochumer Konzerthaus soll nun doch gebaut werden. Fördergelder in Höhe von sieben Millionen Euro machen den Bau des geplanten Musikzentrums an der Viktoriastraße möglich. 6,5 Millionen Euro davon sind EU-Mittel, die das Land ausgibt, mit einer halben Million beteiligt sich der Düsseldorfer Kulturetat. Zudem sind da noch die 14,3 Millionen Euro aus privaten Spenden sowie 2,4 Millionen Euro, zu denen sich die Stadt bereits verpflichtet hat. Zusätzlich zum Neubau des Musikzentrums stellt das Ministerium für Städtebau 9,6 Millionen Euro für den Umbau der Marienkirche bereit. Insgesamt also stehen für den Umbau der Marienkirche und den Musikzentrumsbau 33,3 Millionen Euro zur Verfügung. Einziger Haken: Im Gegenzug muss die Stadt die Jahrhunderthalle übernehmen. Die Vertragsverhandlungen laufen.

Viele Befürworter, die hofften, man würde mit derartigen kulturellen Einrichtungen der Abwanderung von Gutausgebildeten etwas entgegen setzen oder gar Investoren anlocken können, hatten das Konzerthaus schon abgeschrieben und sich an die Baulücke an der Viktoriastraße gewöhnt. Kritiker sprachen von einem Wahrzeichen provinzieller Großmannssucht, andere von subventionierter Elitekultur. Umso mehr scheint sich nach der langen Kontroverse ein dritter Weg zu etablieren: Mit dem Musikzentrum sollen „nicht nur einige wenige Bürger erreicht werden, sondern alle sozialen Schichten. Der neue Ort soll mit der Kirche funktional verbunden werden. Eine Stätte als Symbiose für alle Musikrichtungen, für Konzerte der Musikschule, für kulturelle Bildung, wie es der SPD-Landtagsabgeordneter Thomas Eiskirch gegenüber der WAZ betonte.

Bisschen Wagner, bisschen HipHop

Das Musikzentrum soll mit seinen über 1000 Plätzen nicht nur den Symphonikern und der klassischen Musik zur Verfügung stehen, sondern auch allen anderen Musikrichtungen ein Refugium bieten. Ein „Musikzentrum als offener Veranstaltungs- und Aktionsort“ soll in Bochum entstehen. „Das Orchester werde zum Kernelement eines innovativen Projektes, das eine neue Rolle der klassischen Musik im Kulturleben einer Stadt erprobe“, sagte Landesministerin Ute Schäfer anlässlich der städtischen Pressekonferenz Ende Dezember. Bleibt zu fragen, ob es sich hierbei um ein kulturpolitisches Zugeständnis handelt, oder bereits um die Sorge, wie man das Haus eigentlich voll kriegen will. Dass Kultur subventioniert werden muss, steht außer Frage. Doch wäre es unverantwortlich, ein Gebäude zu bauen, um anschließend leere Ränge zu bespielen. Denn Bochum muss im Gegenzug zu den Landesmillionen die Jahrhunderthalle übernehmen und auch die muss bespielt werden, wenn man die Zuschüsse begrenzen will und dann ist da auch noch der defizitäre Ruhrcongress.

Der Kulturdezernent Michael Townsend nannte gegenüber der WAZ Unterhaltkosten in der Folgezeit, die jährlich nur um 150.000 Euro höher als die bisherigen Zuschüsse liegen würden. Was natürlich in Anbetracht des Nothaushaltes tapfer gebrüllt ist, denn die Zuschüsse können jederzeit steigen, wenn das Publikum ausbleibt. In solch einer Situation könnte sogar das neue Konzept scheitern. Dann könnte das innovative Projekt doch noch Richtung Elfenbeinturm kippen. Klassische Opern mit Eintrittspreisen ab 100 Euro würden dann das Programmheft dominieren. Umso wichtiger ist es nun, dass das Musikzentrum von den Bochumer BürgerInnen als Veranstaltungs- und Aktionsort für jedermann/-frau verstanden wird. Das Engagement von Generalmusikdirektor Steven Sloane ist sehr löblich, und auch, dass Jan Thürmer sich weiterhin für das entstehende Musikzentrum einbringen und eine anliegende Immobilie kaufen will, um dort Instrumente zu bauen, auszustellen und Künstler zu beherbergen, ist zu begrüßen. Doch vor allem kommt es jetzt auf Partizipation an. Denn die Gefahr, dass die 33,3 Millionenen Euro den hochtrabenden Plänen einiger Kulturmanager zum Opfer fallen, ist – trotz gegenteiliger Bekundung – groß.

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