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„Nach südslawischem, rumänischem und griechischem Volksglauben sind Vampire Verstorbene, die nachts ihrem Grab entsteigen, um Lebenden Blut auszusaugen.“ – so definiert die altehrwürdige Brockhaus-Enzyklopädie den Vampir. Diese Auslegung wirkt jedoch bei der Lektüre des Tagungsprogramms eklatant zu kurz gegriffen. So werden in zwei Tagen unter anderem Genderstereotypen, literarische und filmische Analysen, Körperkult und Fankultur behandelt. Der Fokus der Konferenz liegt auf popkulturellen Phänomenen der Gegenwart, die in Verbindung mit Produkten wie Stephanie Meyers „Twilight“-Franchise oder aktuellen Fernsehserien wie „True Blood“ und „Buffy“ auftreten. Aber auch die Anfänge des Genres wie Bram Stokers Roman „Dracula“ und John Polidoris Erzählung „Der Vampyr“ werden beleuchtet.

Spitze Zähne richtig lesen

Die kulturwissenschaftlichen Erkenntnisse enden hier nicht beim Abspann oder Buchdeckel, sondern berühren durchaus auch die nichtfiktionalen Bereiche zwischenmenschlichen Zusammenlebens. Mitveranstalterin Sophie Einwächter sieht je nach Variante und Lesart unterschiedliche gesellschaftsrelevante Dimensionen des Stoffs: „In gegenwärtigen Vampirdarstellungen spiegelt sich unter anderem das Idealbild einer auf körperliche Selbstoptimierung und Status bedachten Wissensgesellschaft. In klassisch marxistischer Auslegung verkörpert der überlegene Blutsauger in seinem Schloss den herrschaftlichen Ausbeuter. Solche Auslegungen kann man bei Dracula ebenso in Anwendung bringen wie bei den wohlhabenden Twilight-Vampiren, die die teuersten Autos fahren und stark eine gesellschaftliche Elite verkörpern.“
Vampirnarrative sind offenbar voll von wichtigen zeitgenössischen Diskursen – zum Beispiel über das Fremde in der Gesellschaft und dessen Integration:  „Die Dämonisierung von Andersartigkeit wird hier ebenso thematisiert wie die gesellschaftliche Brisanz, die Integrationsprozessen innewohnt“, sagt Einwächter. „Außerdem gibt es aktuell eine eifrige Diskussion um die Geschlechter- und Rollenverhältnisse, die in verschiedenen Vampirmedien dargestellt werden: Ungleiche Machtverhältnisse werden anhand von Vampir-Mensch-Beziehungen thematisiert und dabei sehr unterschiedlich gewertet. Außerdem werden alternative Familienmodelle und Gesellschaftsformen aufgezeigt, die den Bedürfnissen der Vampirfigur Rechnung tragen, was in vielen Fällen als Gedankenexperiment zu verstehen ist.“

Vom Fan zum Forschenden

Die insgesamt 20 Panels mit bis zu drei Beiträgen dürften ein breites Publikum mit einem großen Reichtum an unterschiedlichen Interessen und Fragen anziehen. Sophie Einwächter glaubt an das hohe Potenzial des Vampirs für kontroverse Diskussionen zu sorgen: „Aufgrund der populärkulturellen Omnipräsenz des Themas hat fast jede und jeder eine Meinung zum ‚Vampirhype‘. Er polarisiert stark und die Reaktionen sind häufig emotional aufgeladen.“ Auch für Laien biete sich die Begegnung mit der geisteswissenschaftlichen Forschung an, da eine große Schnittmenge mit unser aller Alltags- und Gegenwartskultur bestehe.

Knoblauch und Holzpflöcke werden vom Veranstalter nicht gestellt und müssen daher selber mitgebracht werden.

Um Anmeldung unter lettingthevampirein@gmx.de wird gebeten.

Tagungsprogramm

Mittwoch

9.00     Begrüßung und Keynote: Letting them all in? Contested Meanings in Contemporary Vampire Fiction
10.45    Nothing but Gender Stereotypes? Relationships in Twilight
13.15    Nation and Space in Vampire Fiction
14.25    Twilight Fans: Negotiating Female Sexuality
15.50    The Stigma of Twilight, or Women‘s Bloody Taste in Literature
16.55    The Vampire as Metaphor – Paradigmatic Shifts
18.00    The Female Body Revamped

Donnerstag

10.30    Fans, Communities and Consumer Culture
10.30    Vampire der Siebziger: Exploitation-Filme
11.40    Never Let Go. Selfcontrol and Identity
11.40    Vampir sein
13.40    New Media Vampires
13.40    Vampire in der Kinder- und Jugendliteratur
14.50    Color of the Night: African-American Vampires
15.50    Buffys Männer
16.15    The Men Around Buffy
16.15    Blutsbande
17.25    Vampire Economy

Mehr unter: www.research-school.rub.de

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