Es muss endlich einmal gesagt werden: Diese Art von primitivstem Lokalpatriotismus ist selbst dieser Stadt unwürdig. Ich kann mich nicht erinnern, dass Herr Goosen innerhalb dieses Kulturhauptstadtjahres auch nur einmal der stark drangsalierten freien Kulturszene zur Seite gesprungen wäre, gleichwohl er ihr doch so viel zu verdanken hat. Muss ja auch nicht, darf man einräumen. Sicher. Trotzdem wäre es schön, wenn er von dem kulturpolitischen Stellenwert, der ihm – leider muss man sagen: von einigen Ahnungslosen – beigemessen wird, Gebrauch gemacht hätte, ohne ausschließlich sich selbst zu featuren. T-Shirts und Kaffeetassen zu promoten ist nicht das, was man gemeinhin unter Einflussnahme versteht. Panini-Bilder auf dem Stillleben Ruhrschnellweg zu tauschen, macht nur dann Spaß, wenn es unter Freunden geschieht. Aber denkste. Doch alles halb so schlimm, schließlich ist es woanders ja auch Goosen, wie man sich beschwichtigend in den Schlaf summen will. München, Frankfurt, Berlin – überall wird gerne vergessen, wo man herkommt und welche Verantwortung man trägt.
„Woanders ist es auch Scheiße“ – diesen fürchterlichen Satz, den sich Frank Goosen anlässlich der Ruhr.2010 aus den Fingern gesaugt hat, sollte man sich nicht zu eigen machen. Diese selbstgerechte Bierärschigkeit ist in mehrfacher Weise anstößig. Denn es ist ja nicht so, dass versucht wird, die vorgefundenen Strukturen lebenswerter zu gestalten. Im Gegenteil wird versucht, an dieser sogenannten Scheiße zu partizipieren, sich in diesen fürchterlichen Strukturen einzurichten und diese somit zu verfestigen. Das jedoch hat mit Kunst überhaupt nichts zu tun. Gerade der Pop-Kultur war auch immer ein Umbauplan zur Welt immanent. Komisch, dass so ein erfolgreicher „Pop-Autor“ wie Frank Goosen das nicht weiß oder eben nicht wissen will. Trotzdem wollen wir ihm alles Gute wünschen. Er sei ja soeben in den Aufsichtsrat des Vfl Bochum gewählt worden, wie mir Kurti am Tresen des Zacher erzählte. Von da aus wird es nur noch ein Katzensprung in die Aufsichtsräte der Stadtwerke und so weiter sein, eben ein „typisches Bochumer Understatement“. Oder etwa nicht? – Spätestens wenn die Mitglieder der freien Kulturszene bei Herrn Goosen anklopfen müssen, um überlebensnotwendige Fördergelder bewilligt zu bekommen, wird die Einsicht, dass es woanders ja auch Scheiße ist, Balsam für die zerrütteten Nerven sein. Aber vielleicht wird es zu diesem Zeitpunkt in Bochum schon keine freie Kulturszene mehr geben. Scheiße aber auch.

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