Der letzte „…umsGanze!“-Kongress hatte sich 2007, kurz nach dem G8-Gipfel in Heiligendamm, mit Ansätzen linker Gesellschaftskritik beschäftigt. Gemäß der Devise „No way out?“ wurde an drei Tagen am Beispiel verschiedener Theorieströmungen über interventionistische und analytische Politikkonzepte debattiert. Bezug genommen wurde unter anderem auf die Auseinandersetzung um Negri und Hardts „Empire“, das beispielsweise von der taz zum neuen kommunistischen Manifest erklärt worden war. Damals hatten sich bis zu 600 TeilnehmerInnen auf dem Campus der Universität Frankfurt am Main eingefunden, um die theoretische Nachbereitung der G8-Proteste in Gang zu bringen. Auch wenn nicht abschließend geklärt werden konnte, welche linke Fraktion den schnellsten „way out“ aus kapitalistischer Ausbeutung und Nationalstaatlichkeit zu bieten hat, wurde das Wochenende von vielen TeilnehmerInnen und VertreterInnen linker Medien als Gewinn bezeichnet.
„In der Krise beweist sich der Charakter“
Die OrganisatorInnen des diesjährigen Kongresses hoffen, an die Erfolgsgeschichte anknüpfen zu können: „Unsere größte Sorge war es natürlich, die Infrastruktur auf dem Campus der Ruhr-Uni bereitzustellen, schließlich rechnen wir auch in diesem Jahr mit rund 500 BesucherInnen“, sagt Alina Weiss vom Bochumer Organisations-Team. „Wir glauben mit der thematischen Ausrichtung auf die Finanzkrise, ihre staatlich forcierte Überwindung auf Kosten der Lohnabhängigen und Erwerbslosen und daraus resultierenden linken Strategien den neuralgischen Punkt aktueller Diskussionen genau getroffen zu haben.“ Das Bündnis setzt auch auf lokale TeilnehmerInnen: „Besonders würden wir uns darüber freuen, Studierende aller Fachbereiche der RUB auf dem Kongress begrüßen zu dürfen. Wir bieten mit Sicherheit für alle Leute, die sich schon mal in einer VWL- oder WiWi-Vorlesung gelangweilt haben, eine interessante neue Perspektive auf die Krisen des Kapitalismus“, so Weiss weiter.
„Der beste Ausweg ist
meist der Durchbruch“
Die Anordnung der Einsteiger-Workshops und Podiumsdiskussionen folgt einem einfachen Gedankengang: Angesichts der hausgemachten Notlagen des Kapitalismus ist kein Ende der Geschichte in Sicht und es wird auf Dauer eben nicht alles so bleiben, wie es ist. Wenn die gestern noch als bestmögliche Wirtschaftsform gefeierte Ordnung heute als Bedrohung erscheint, stellt sich die Frage nach Alternativen: Während von Freitagabend bis Samstagmittag Geschichte und Entstehung der kapitalistischen Wirtschaftskrisen analysiert werden, wendet sich die Diskussion im Anschluss den Folgen am Beispiel Griechenlands zu. Die Veranstaltungen am Samstagabend und Sonntag widmen sich in Konsequenz den Fragen, was das alles eigentlich mit Gerechtigkeit zu tun hat und warum der Kapitalismus nicht so einfach totzukriegen ist. Seinen Abschluss findet der diesjährige Kongress in der Problemstellung, welche „konkrete Utopie“ den besten „way out“ darstellt: damit es in Zukunft nicht nur nicht so bleibt, wie es ist, sondern nach Möglichkeit auch ein wenig besser wird.
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