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Arne Nobel, Intendant des Rottstr5-Theaters, fügt mit der kommenden „Angry Young Women“-Trilogie ein weiteres Mosaikstück zum Ganzen hinzu. Es geht bei den Männern genauso wie bei den Frauen ums Unzufriedensein, um Momente, in denen man merkt, dass irgendetwas in der Welt nicht glatt läuft. Alle haben irgendeine Not. Die einen gehen in ihr auf, die anderen gehen mit ihr um. Was das Rottstr5-Theater den BochumerInnen im Frühjahr präsentieren wird, hat auch sehr viel mit denjenigen zu tun, die dort arbeiten und auftreten. Diese KünstlerInnen sind nicht zufrieden mit der Welt, weswegen auch sie ihre Sehnsüchte darstellen müssen.

Jack ist ein Arschloch

2-2-Felix-Lampert-als-Arschloch-Jack-in-Wodka-in-Dublin_Foto_Birgit-HupfeldDazu gehört beispielsweise das Problem, dass sich Menschen manchmal nicht auf eine klare Linie festlegen können. Felix Lampert spielt in „Wodka in Dublin“ die Rolle von Jack. Er ist 26 Jahre alt, seit sechs Jahren (irgendwie unfreiwillig) verheiratet, hat einen Nine-to-Five-Job und zwei Töchter. Jack ist ein Arschloch. Mr. Daddy und Arbeitstier. Er trinkt und mag sich selber nicht besonders. „Der Grund, weshalb ich so ein Arschloch bin, ist, dass ich niemals abwarten konnte, dass etwas von selbst endet.“ Für jede leere Flasche zündet er eine Kerze an. Die einzigen Tage, an denen er nicht trinkt, sind die, an denen er sich zu beschissen fühlt, um sich zu bewegen. Gleichmäßig dreht sich seine Spirale immer weiter abwärts. Er verliert den Job, haut von Zuhause ab, lernt ein Mädchen kennen und hofft, sie würde ihn retten. Es ist die Nummer mit dem Verantwortungsgefühl. Doch auch das scheitert.

Geschichte einer Not

Alle Probleme holen ihn wieder ein, sobald die Flasche leer ist. Er kehrt nach Hause zurück, geht in das Zimmer seiner Töchter – und ob er sie umbringt, bleibt letztlich offen. Mit seinem Spiel bringt Felix Lampert besonders die Entfremdung zur Geltung, mit der Jack ringt. Eindrucksvoll gelingt es ihm, das Gefühl auszudrücken, wenn man nicht sicher ist, ob die Dinge einem selbst oder jemand anderem passieren. „Es macht Spaß, das zu spielen. Mein Hauptanliegen ist dabei, die Geschichte seiner Not zu erzählen. Immer wenn man sich nicht entscheiden kann, führt es zwangsläufig zu Problemen“, resümiert Lampert.

Das verbindende Element

Diese seltsame Generation ist nicht einfach mit dem Gegebenen zufrieden. Sie glaubt, da müsste mehr sein und fordert es konsequent ein. Es ist der Versuch des Ausbrechens, die Nichtakzeptanz eines Bürojobs und die Sehnsucht nach der Wahrhaftigkeit des Lebens. „Das ist in all unseren Stücken. Deswegen machen wir auch Theater“, so Nobel. Dass die Vorstellungen immer anders sind, ist Teil ihrer Arbeitsweise, sagt er. Das verbindende Element dieser Angry Young (Wo-)Men findet sich nicht nur in den Rollen, sondern auch in den beteiligten Menschen. Es sei wichtig zu beachten, was die Schauspieler und Schauspielerinnen in den Arbeitprozess mit einbringen: „Es ist auch immer die Sehnsucht des Schauspielers, sich mit besonderen Texten zu beschäftigen. Es sind sehr persönliche Geschichten. Egal mit welchem Text man sich beschäftigt.“
Die gebürtige Münchenerin Magdalena Helmig glänzte bereits als Philoktet in „Troja II (Insel)“ und wurde in einer Kritikerumfrage als beste Nachwuchsschauspielerin NRW für Shirin in Himmelangst genannt. Auf ihre Rolle als Brunhild braucht man also nicht nur gespannt sein – man darf sich freuen.

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