Zunächst handele es sich um ein Forschungsinstitut, welches moderne Urbanität im Zusammenhang mit ökonomischem Wandel untersuche – aber, wie im Falle des Schauspiel Dortmund, nehme das IfuK auch Aufträge an. Das IfuK versteht sich als Vermittler, um sozio-ökonomische Dynamiken zu entwickeln, wie der Projektkoordinator Hendrik Feldkamp erklärt: „Wir arbeiten für eine bessere Gesellschaft, für eine Einheit von Ökonomie und Kultur, wir wollen der Kultur auf die Beine helfen, wo sie unökonomisch und nicht mehr zeitgemäß ist.“
Kultur nicht unabhängig von Wirtschaft
Die kulturelle Landschaft einer Stadt leidet als erstes, wenn gespart werden muss. Damit diese Landschaft nicht bald brachliegt, sieht das IfuK es als seine Aufgabe an, das Theater endlich ins 21. Jahrhundert zu führen. Statt immer nur Lessing und Shakespeare, Theater mit Einbindung neuer Medien, die das Stück auch während der Aufführung verändern können: „Die Zuschauer müssen die Möglichkeit bekommen, am Theater und den Aufführungen teilzunehmen. Das Theater muss dahin gehen, wo die Menschen sind.“ Locker und lässig erzählt Feldkamp, welche Projekte es während der Veranstaltungsreihe geben soll, um das Theater zu optimieren, als wären die vergangenen Jahrhunderte des Theaters nur eine Übung für den bevorstehenden Durchbruch der Kreativwirtschaft gewesen. Überhaupt Kreativwirtschaft – ein Wort, das sich wie Kaugummi durch das Interview zieht: „Wir wollen der Kreativwirtschaft neue Felder eröffnen und die gängigen Vorurteile gegenüber Kreativen abbauen.“ Man müsse alte Muster durchbrechen und Brücken schlagen zwischen der präsenten Kreativwirtschaft in Dortmund und seinen BewohnerInnen: „Man muss alle Ressourcen der Stadt und seiner Bewohner für die Kultur nutzbar machen.“
Kultur fördern und Menschen fordern
Um Brücken zu schlagen, will das IfuK zusammen mit dem Schauspiel Dortmund dahin gehen, wo die Menschen sind. Etwa in den für Drogenkriminalität bekannten Dortmunder Norden, wo auch viele Migrantinnen und Migranten leben. „Das Theater geht in die Stadt, um die dortigen Konflikte zu lösen. Wir wollen eine Woche lang mit den Schauspielern und der Regie in den Stadtteil Dortmund Nord gehen, um dort mit den Bewohnern zu interagieren. Wir wollen ihnen ihr Leben dort vorspielen. Sie sollen reflektieren, sodass der Türke den Kurden versteht und der Kurde den Türken“, erklärt Feldkamp eines der geplanten Projekte. Diese Vorhaben haben zwischen Schauspieldirektor Kay Voges und der Institutsleitung schon zu Verstimmungen geführt. Zwar freue man sich im Schauspiel über die Unterstützung und ist gespannt über den Verlauf der Veranstaltungsreihe, die im Februar endet, doch gibt es auch Bedenken. Das IfuK wünscht sich Mitspracherecht in den Proben und will die verschiedenen Veranstaltungen aktiv mitgestalten. Klar, dass man fürchten muss, dass letztendlich die Ökonomen und nicht mehr die Kreativen über die Inszenierung eines Stücks entscheiden. Dass Kultur zu einem bloßen Konsumgut wird, das dem Geschmack der Massen angepasst wird.
Weitere Infos unter www.stadtohnegeld.de
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