Bild:

Starre Modularisierung

Das Verhalten einiger Fakultäten trägt ebenfalls nicht immer dazu bei, den Optionalbereich als Bildungschance zu begreifen. Zum Beispiel die Orientalistik: „Hier wird das Prinzip des Optionalbereichs untergraben, indem die Studierenden für die Absolvierung ihrer obligatorischen Arabisch-Kurse zehn Extra-Punkte im optionalen Fremdsprachengebiet bekommen“, weiß Alexander Zulfoghari, SP-Mitglied für die alternative liste. In der Ostasienwissenschaft müssen im Ein-Fach-BA Politik und Wirtschaft Ostasiens dagegen gar keine Optionalbereichskurse belegt werden. „Die Studierenden können völlig frei wählen, wie sie ihre 30 Punkte sammeln wollen“, sagt Max Zellmer, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Sektion Politik Ostasiens. So sind interessierte Studierende immerhin nicht an die starre Modularisierung des Optionalbereichs gebunden.

Optionen im Master

Im Master wird das „fakultätsübergreifende Studiendekanat“ abgelöst von einer Vielzahl von Einzelregelungen. Die Pflicht zur optionalen Veranstaltung bleibt allerdings. „Ich muss 45 Credit Points im sogenannten Ergänzungsbereich sammeln, die besten Noten zählen für die Endnote“, erzählt Valerie, die einen Ein-Fach-Master in Französisch anstrebt. Gerne würde sie ihre Kenntnisse in ihrem Fach vertiefen. Das verbietet aber die Studienordnung. Weil sie kein zweites Fach belegt, muss sie den Ergänzungsbereich mit fachfremden Kursen füllen. „Also suche ich die einfachsten Sprachkurse, die ich finden kann. Ich habe drei Nebenjobs und keine Zeit, mich intensiv mit einem neuen Thema auseinanderzusetzen. Der Ergänzungsbereich bedeutet für mich daher Zeitverschwendung.“ So wie Valerie sitzen an der RUB jedes Semester Studierende in Veranstaltungen, die sie nur gewählt haben, um möglichst wenig zu lernen – auch in der Masterphase.  
Den Studierenden mangelnde Motivation oder Faulheit vorzuwerfen, ist wenig angebracht. Das gebührenpflichtige Bologna-Studium macht die universitäre Ausbildung zu einem einfachen Rechenspiel: Je schneller, desto billiger; je anspruchsloser, desto schneller. Die Einstellung zur eigenen Bildung, die diese Bedingungen bei den Studierenden erzeugten, ist beim als eher unwichtig eingeschätzten Optionalbereich am besten zu erkennen – aber eben nicht nur hier. Ökonomisierte Studiengänge begünstigen ökonomisch denkende Studierende und sanktionieren echten Lernwillen.

0 comments

You must be logged in to post a comment.