Beim Essen in der Mensa hört man immer wieder etwas von diesem ominösen Elmar Weiler und stellt irgendwann fest, dass es sich bei diesem Herrn um den Rektor der RUB höchstpersönlich handelt. Im Laufe der Zeit verdichten sich dann die Informationen und man erfährt, dass unser Rektor dem Institut für Philosophie im letzten Semester eine Institutsteilung beschert hat und ihm von protestierenden PhilosophInnen deswegen sogar Vergehen wider die Demokratie vorgeworfen wurde. Natürlich hört man auch davon, dass er zum Rektor des Jahres gewählt wurde und sich gerne als „Motivator auf dem Weg zur Exzellenz“ sieht.
Beton statt Bäume
Bei dem Versuch, sich in einer Cafete einen Kaffee zu holen, verbringt man dann eine Weile in der Warteschlange und belauscht unfreiwillig das Gespräch einer Gruppe Studierender nebenan. Diese diskutieren gerade darüber, dass für den Campus-Umbau der RUB sogar ein ganzes Waldstück abgeholzt werden soll. Ok, die wackelnden Platten nerven, aber für das Ausweichgebäude GD gleich einen ganzen Wald opfern? Auf dem Weg zur Universitätsbibliothek erfährt man dann zu allem Überfluss, dass auch an der RUB Tierversuche unter anderem mit Katzen, Tauben, Fröschen und Affen durchgeführt werden. Der geneigte Ersti mag sich schon jetzt fragen, ob es mit den herrschenden Themen noch düsterer kommen kann.
megaFON, TV.RUB und Videofestival
Aber es gibt auch ein paar Lichtblicke: Das studentische Theaterfestival megaFON, das zum ersten Mal nicht nur auf den Campus konzentriert blieb, sondern auch in der Bochumer Innenstadt aktiv war, hatte vielen den beginnenden Kultursommer versüßt. Im Februar ging mit TV.RUB das erste campuseigene TV-Magazin monatlich auf Sendung. Außerdem fand im Juni das 20. Internationale Videofestival statt und wurde zum „El Dorado für den künstlerischen Nachwuchs“. In den Parkhäusern der RUB wurde zu Bild und Sound getanzt, diskutiert und gefeiert.
Studiengebühren und BAföG-Erhöhung
Die geplante BAföG-Erhöhung wurde aufgrund eines Finanzierungsstreits zwischen Bund und Ländern vorerst gestoppt, wohingegen das nationale Stipendienprogramm auf den Weg gebracht wurde. Von dem jedoch nur die Leistungsstärksten profitieren werden. Auch die RUB erhebt Studiengebühren, die bald abgeschafft werden sollen. Nur der genaue Zeitpunkt ist noch offen. Die Linkspartei hätte es lieber sofort getan, SPD und Grüne wollen erst in einem Jahr, weil sie laut eigener Aussage auch die Finanzierung der Einnahme-Ausfälle für die Hochschulen sicherstellen wollen.
Die Wahrheit ist jedoch, dass auch die studentischen Themen einerseits der übliche Klatsch und Tratsch sind, der lediglich in einem anderen Gewand daherkommt. Andererseits verweist auch das Diskursuniversum RUB auf die Dinge, die hinter all dem stehen: Interessen, Macht und Meinung. Deswegen kann es auch durchaus hilfreich sein, als Erstsemester noch weitestgehend unvoreingenommen an das Ufer des Diskurstümpels zu treten. Aber auch für die RUB gilt: Die Gerüchteküche bietet in der Regel interessantere Menüs als die Mensa.
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