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„In Bochum, da muss man zwei Mal am Tag die Fensterbänke putzen, sonst kommt man gegen den Kohlestaub nicht an!“ Dieses Gerücht hält sich ebenso hartnäckig wie das Vorurteil, dass Bochum eine junge Stadt ist und früher Arbeitsplätze und nun nichts mehr zu bieten hat. Dabei hat Bochum eine überraschend lange, abwechslungsreiche Geschichte: Wie viele andere Städte erklärt sich Bochums Lage durch den frühmittelalterlichen Handel. Hier kreuzten sich zwei Handelsstraßen und das war für Karl den Großen um 800 Grund genug, hier einen Reichshof anlegen zu lassen. Angeblich gehen sogar die Bochumer Stadtfarben, blau und weiß, auf die Farben im Reichsbanner Karls des Großen zurück. Bochums erste schriftliche Erwähnung findet sich im Heberegister des Klosters in Werden (heute Stadtteil von Essen) im Jahre 890.

Vom Handelsposten zur Stadt

Aus dem einfachen Handelsposten entwickelte sich eine Stadt, deren Entstehung man an der Gründung immer weiterer Kirchen auf heutigem Stadtgebiet gut verfolgen kann. Die auch heute noch wohl bekannteste Kirche Bochums, die Stiepeler Dorfkirche, wurde bereits 1008 erbaut und wird bis heute als Wallfahrtskirche genutzt.
Der Reichshof scheint einen immensen Zuwachs an Einwohnern und Einwohnerinnen verzeichnet zu haben, denn 1243 stritten sich bereits zwei Adelige um die Vorherrschaft in diesem Bereich. Der Streit führte zu einem Friedensvertrag zwischen Adolf I. von der Mark und Dietrich von Isenberg, der regelte, dass „Grafschaft, Gericht und Hof Cobochem“ zwischen ihnen beiden aufgeteilt werden sollte. Engelbert II. von der Mark verleiht Bochum im Jahre 1321 sogar die Stadtrechte.

Stadt mit Rechten und Pflichten
Mit den Stadtrechten begann das spätmittelalterliche Leben im damals noch sehr kleinen Bochum. Die kleine Stadt wuchs, aber eine Brandkatastrophe 1517 vernichtete fast alle Häuser. 1529 suchte der „Englische Schweiß“, eine bis heute nicht erforschte oder erklärbare Krankheit, die bochumer Bevölkerung heim und reduzierte die Anzahl der Bewohnerinnen und Bewohner beachtlich. Die Frühe Neuzeit in Bochum beginnt mit den ersten Steinkohlefunden 1537. Doch bevor Bochum zu einer großen Bergarbeiterstadt werden kann, muss es noch drei Pestwellen (1544, 1583, 1589) und die fast vollständige Zerstörung durch einen weiteren Brand (1581) überstehen. Auch Kriege, in die Bochum immer wieder verwickelt wird, verhindern einen sehr frühen Einstieg in die Kohlegeschichte: Im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) kamen spanische Soldaten nach Bochum, später dann besetzten die Truppen Napoleons im französisch-niederländischen Krieg die Stadt (1673).

Und dann endlich: Kohle

Die Kohle wurde unterdessen immer wichtiger. 1735 ergaben offizielle Zählungen bereits 25 Kohlebergwerke auf dem Stadtgebiet. 1842 entdeckte Jacob Mayer das Stahlformgussverfahren und im selben Jahr wurde der erste Tiefbauschacht Deutschlands auf der Zeche Präsident eingeweiht. Immer mehr Männer wanderten mit ihren Familien nach Bochum ein, um hier mit harter und gefährlicher, körperlicher Arbeit ihr Geld zu verdienen. Der Rest ist Geschichte: Die hohe Industriedichte führte im Zweiten Weltkrieg dazu, dass Bochum zu einem der Hauptangriffsziele wurde. Insgesamt sollen über 550.000 Bomben auf die Stadt niedergegangen sein. Aber die Kohle trug auch dazu bei, dass Bochum schnell wieder aufgebaut wurde. Doch 1973 wurde die letzte Bochumer Zeche stillgelegt. Wer also bei Bochum noch immer nur an Kohle denkt, der ist schlecht informiert.

Ruhr-Universität Bochum

Auch die Geschichte der Uni Bochum ist ein wenig älter, als man glauben mag. Sie beginnt im nordrhein-westfälischen Landtag  1948. Dort wurde erstmals nach einer weiteren Hochschule in Westfalen verlangt. Eigentlich hatte man Dortmund ins Auge gefasst, aber im Dezember 1960 setze sich Bochum-Querenburg mit nur 15 Stimmen Vorsprung durch. Bei dem ausgelobten Architektenwettbewerb setzte sich der Entwurf des Büros Hentrich, Petschnigg & Partner aus Düsseldorf gegen 84 Konkurrenten durch. So konnte der offizielle Bau der Ruhr-Universität Bochum am 2. Januar 1964 beginnen. Da die Gebäude alle nach einem einheitlichen Rastermaß gefertigt wurden, ging der Bau schnell voran. Die Betonfertigteile wurden direkt auf der Baustelle gegossen und so konnten bereits am 30. Juni 1965 die Ingenieurswissenschaften ihren Betrieb aufnehmen. Fertig ist sie bis heute nicht und so wurde auch nach der Fertigstellung der meisten Gebäude am 1. August 1974 der Campus immer wieder umgebaut und erweitert.

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