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Elmar Goerden selbst sagte zu seinem Amtsantritt zu Beginn der Spielzeit 2005/06, im Keller des Schauspielhauses hänge ein schwerer, alter Mantel. Nicht jeder könne diesen überstreifen und sehe gut darin aus. Er meinte natürlich den Mythos des „Haus der großen Intendanten“. Saladin Schmitt, Hans Schalla, Peter Zadek, Claus Peymann, Frank-Patrick Steckel, Leander Haußmann und zuletzt Matthias Hartmann setzten durch ganz eigene Stile immer neue Akzente und sorgten für Begeisterung beim Publikum.
Vor allem in Stuttgart und München, wo er am Residenztheater als Oberspielleiter tätig war, hatte Elmar Goerden Erfolge vorweisen können. Bloß ist das süddeutsche Theater gerade für seine Tendenz zum Unrevolutionären und Hübschen bekannt. Kann das nach Bochum passen?
„Nicht meine Berufung“
Schnell begannen die Feuilletons der Tageszeitungen in regelmäßigem Rhythmus auf den Neuen einzuhämmern. Zwar fing anderswo das modische Selbsterfahrungstheater des Ausziehens und Rumschreiens langsam immer mehr an zu nerven. Doch in Bochum schuf man in den letzten Jahren kaum noch ästhetisch oder politisch interessante Inszenierungen. Die alten Klassiker wurden meist bieder runtererzählt ohne neue Perspektiven anzubieten. Gerade Goerdens eigene Inszenierungen verneigten sich sehr tief vor dem Kanon. Wer vor Ort Innovationen suchte, war in letzter Zeit bei den Schmuddelkindern der Rottstraße 5 besser bedient.
Die große Last von Goerdens Führungsrolle ist, wenn man von allen Seiten gescholten wird, menschlich unvorstellbar. Insofern verdient der Mann unheimlichen Respekt. Am Schluss hatte Goerdens Intendanz auch noch einen ungewöhnlich edlen Moment: das ehrliche Eingeständnis seiner Unbedarftheit.
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