Heute redet kaum einer mehr von „der Mannschaft“. Wie schade. Eigentlich war Fußball doch mal ein Sport, bei dem die bessere MANNSCHAFT gewann. Heute gewinnt der Verein mit dem größten Star. Den bekommt man, wenn man viel Geld hat, also einen Vereinsmanager, der ein wirklich gewiefter Fuchs ist, wenn es um Verträge, Werbung und wirtschaftliche Interessen geht. So entwickeln sich gut bezahlte Spieleregos, die über allem stehen. Im Gegensatz dazu haben die „Helden von Bern“, für die Weltmeisterschaft 1954 noch unbezahlten Urlaub von ihren eigentlichen Arbeitsplätzen nehmen müssen und sich mit zehn Euro Taschengeld am Tag begnügt. Und das alles ohne Werbeverträge.
Fans wollen Helden und das Fußballuniversum fördert sie immer wieder kometenartig zutage. Wenn sich all die steinreichen großen Jungs mit ihrem zum Teil noch größeren Egos treffen, um gemeinschaftlich vor einen Ball zu treten, sind Fans unerlässlich. Ohne sie hätte sich das Geldkarussell mit Nichten in solch fantastische Höhen treiben lassen können. Und wenn Fans nicht bekommen was sie wollen, dann weinen gestandene Männer ohne sich zu schämen. Viel zu häufig liest man aber auch Schlagzeilen wie am 9. Mai diesen Jahres: „Schwere Fan-Krawalle in Düsseldorf“. Auch der Abstieg des VfL Bochum aus der Bundesliga führte zu Krawallen. 66 Verletzte, 20 Festgenommene und ein in Teilen demolierter Bochumer Hauptbahnhof waren das Spielergebnis. Auch ein Spieler des VfL wurde angegriffen.
Immerhin haben die Ordner sich die Worte des Kaisers zu Herzen genommen und waren für ihn da als er Hilfe brauchte um sich gegen einen „Fan“ zu wehren. Aber sie werden ja auch dafür bezahlt. Das Fußballuniversum hat eine ganz neue Dimension erreicht. Fußball muss heute generalstabsmäßig organisiert werden. Zum Ballspielen treffen, einfach so, das geht schon lange nicht mehr. Dafür gibt es jetzt Organisationen. Zum Beispiel die DFL, die Deutsche Fußball Liga. Diese Organisation wird jetzt auch von einem RUB-Professor beraten. Wer jetzt denkt, ein Bochumer Sportwissenschaftler hat es aber weit gebracht, der liegt völlig falsch. Die hohen Herren lassen sich von einem Juristen in Sachen Kriminologie helfen. Prof. Dr. Thomas Feltes berät die Deutsche Fußball Liga jetzt in Sachen Sicherheit, Zuschauerverhalten und Gewaltprävention. Er gehört dem neu eingerichteten fünfköpfigen, wissenschaftlichen Beirat des Ligaverbandes an. Ziel seiner Arbeit soll mehr Dialog und Deeskalation sein. Auch ein Konfliktforscher und ein Erziehungswissenschaftler der Uni Bielefeld sowie eine Kommunikationspsychologin der Uni Kassel gehören diesem neuen Beirat an. Ist es nicht schade, dass man sich heutzutage nicht mehr mit seinen Freunden zum Ballspielen treffen kann, ohne einen Deeskalationsberater engagieren zu müssen?
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