Fast hätte ich mein Vorhaben, den ollen Kalk in meiner Küche lösen zu wollen, vergessen, als ich auf einen Werbespot ganz besonders hohen kulturellen Anspruchs stieß. Ich klickte auf die Webseite von Axe, dem Deo, das den Männern haufenweise willige Frauen beschert, wenn es denn aufgetragen wird. Mal abgesehen von der ziemlich dämlichen und platten Darstellung weiblicher Wesen, die nichts weniger als diskriminierend und sexistisch ist, müssen wir uns auch mal dem Bild, das hier von unseren männlichen Mitmenschen generiert wird, widmen. Der Onlinewerbespot mahnt die Zuschauenden zu Beginn, sich bei einem kleinen Spaziergang auf dem AXE-Flugzeugträger (!!!) zu entspannen. Wir lernen also: Männer mögen Flugzeuge, am liebsten militärische. Wir lernen weiter: Männer mögen knapp bekleidete Damen. Eine Dame, leidlich bekleidet, geht auf dem Flugzeugträger auf und ab. Sie soll eine Flugzeuglotsin darstellen. Somit ist in dem Spot ja alles drin, was unsere Herren dazu bewegen sollte, dieses Deo zu kaufen. Nachdem die Lady eine Weile auf dem Flugzeugträger auf und ab spaziert ist, hat der User die Möglichkeit, nein die Chance, per Mausklick das Hinterteil der Dame zu begrapschen und dadurch dieses in Großformat auf den Bildschirm zu bekommen. So weit, so peinlich. Irgendwann wechselt das Ganze in den Discomodus. Die Lotsin tanzt und löst dabei ihr Haar. Während des Tanzes wachsen der Tänzerin zwei Zielscheiben aus den Hosentaschen. Bei Klick werden Raketen abgeschossen. Sie fallen auf die Dame, die sich nach der Bombardierung in ein Bikinigirl verwandelt. Dann Großaufnahme von Hintern, Busen, nochmal Hintern und weil es so schön war wieder Busen. So was hat die Welt noch nicht gesehen! Dann wird unsere Lotsin abgeschossen. Schlussworte: „…sorgt überall für Landeerlaubnis. Reizt Frauen nicht die Haut.“ Aha.
Die verantwortliche Werbeagentur gebietet den Kritikerinnen und Kritikern schon mal Vorschub. Man sollte das Ganze nicht zu ernst nehmen. Selbst Mutti fände es witzig. „Das ist selbstironisch und viel mehr als Werbung“ und auch schön: „Warum muss man als Werber immer so tun, als sei seine Arbeit das Ernstzunehmendste überhaupt?“ Schubladendenken ist so überhaupt nicht das Ding der Werbeagentur. Heißt also, man findet es eher lustig, dass man selbst dieses Frauen- und Männerbild nicht mag, welches man eigentlich hat? Und wenn das mehr als Werbung ist, gar Kunst, sollte man es dann nicht ernst nehmen? Könnte man sich als in der Kreativwirtschaft tätiger Mensch nicht mal wirklich was Neues ausdenken? Ach ja, hat man ja mit dieser Kampange, findet zumindest die FHM, die weiß, dass Männer so sind: „Mit der Kooperation zwischen FHM und AXE beweisen wir erneut, dass wir gern ungewöhnliche und neue Wege gehen.“ Männer sind also so doof. Am liebsten würden Männer demnach die Damen, nachdem genug geguckt und gegrapscht wurde, auf den Abgrund des Meeres schießen? Nicht mehr anrufen hat wohl an Pfiff verloren. Und ist das Ungewöhnliche an dem Tanz auf dem Flugzeugträger, die schamlose Verharmlosung von Krieg? AXE beweist: Scheiße stinkt und lässt sich zu Geld machen. Jungs, wie wäre es denn mal mit Kernseife und Deo aus‘m Supermarkt?
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