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Welcher Wind weht künftig im Betriebsrat? Die QVC-Belegschaft wählt. - Foto: USchNicht wenige Studierende sind in der unangenehmen Situation, nur durch eine monotone Nebentätigkeit wie beim weltgrößten Teleshoppingsender QVC, der in Deutschland mit einem Anteil von rund 55 Prozent marktführend ist, Studiengebühren und steigende Lebenshaltungskosten finanzieren zu können. Zeitlich lässt sich die Lohnarbeit dort jedoch zumindest einigermaßen mit Studium und Privatleben vereinbaren, da der Sender 24 Stunden täglich sein Verkaufsprogramm ausstrahlt. Ein weiterer Vorteil ist der relativ hohe Stundenlohn von über zehn Euro. Aber die Medaille hat auch eine andere Seite: So klagen viele QVC-Beschäftigte über ständig steigenden Druck angesichts wachsender Arbeitsbelastung und die der Belegschaft einseitig abverlangte „Flexibilität“. So komme das Unternehmen den Mitarbeitenden beispielsweise bei Schichtenverschiebungen nur dann entgegen, wenn sich dies kostenneutral „ins Geschäftsmodell“ einfüge.

Wichtige Weichenstellung

Um eine weitere Verschlechterung der Beschäftigungsverhältnisse abzuwenden und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu erwirken, ist es aus Sicht der Belegschaft von großer Bedeutung, wieder einen kritischen Betriebsrat auf die Beine zu stellen, der die Interessen der Beschäftigten möglichst aktiv vertritt. Zur aktuellen Neuwahl kandidieren insgesamt vier Listen. Davon positioniert sich die aus Vertreter_innen fast aller Abteilungen zusammengesetzte Liste „Betriebsrat für Euch!“ neben der Liste „Verdi bei QVC“ eindeutig aufseiten der Mitarbeitenden. Die Liste „QVC-Zukunft“ dagegen ist nach Einschätzung des Ersten Stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden, Erol Karakurt, auf Betreiben der Geschäftsleitung entstanden, um die Belegschaftsvertretung zunehmend „weichzuspülen“. Ähnlich einzuschätzen sei die Liste „Change“, die überwiegend von Vertreter_innen der IT-Abteilung sowie der Buchhaltung gestellt wird und sich gerne als Bindeglied zwischen Geschäftsleitung und Belegschaft bzw. Betriebsrat definiere – sie würde, so die Einschätzung Erol Karakurts, sogar mit der geschäftsleitungsfreundlichen Liste „QVC-Zukunft“ koalieren, falls sich eine gemeinsame Mehrheit von mindestens sieben der 13 Betriebsratssitze ergäbe.

Auch überregional wegweisend

Über ein Jahrzehnt nach Gründung des Betriebsrats in Bochum haben mittlerweile alle Standorte der Firma QVC, die ihre deutsche Konzernzentrale in Düsseldorf hat und noch über ein weiteres Call-Center in Kassel verfügt, einen Betriebsrat. Seit letztem Jahr gibt es auch einen gemeinsamen Konzernbetriebsrat, der sich standortübergreifend um die Belange der Belegschaft kümmert. Mit seiner anstehenden Neuwahl steht somit nicht nur für die Bochumer Beschäftigten eine wichtige Weichenstellung bevor, ob der künftige Betriebsratskurs zunehmend weichgespült und auf die Interessen der Unternehmensleitung hin ausgerichtet wird. Die Wahl hat vielmehr auch eine überregionale Signalwirkung, so dass ihr Ausgang nicht nur für die zu beträchtlichen Teilen studentische Belegschaft vor Ort von großer Bedeutung ist.

 

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