Nachdem die Teams eingelaufen sind und sich warmgemacht haben, wird um 20.20 Uhr auf dem Spreewaldplatz endlich angepfiffen. Beide Mannschaften sind zu Beginn sichtlich um Struktur und Ordnung bemüht. Fehlervermeidung ist die oberste Direktive, und das gelingt den jeweiligen Abwehrreihen zunächst vorzüglich. Die Räume werden sehr eng gemacht, so dass Torraumszenen Mangelware bleiben. Schiedsrichter Hans-Christian Ströbele musste bis dahin nicht dazwischengehen und ist sichtlich erfreut über das Fairplay. Dann kommt das erste Faul: Handspiel mit Stein vom schwarzen Block. Johnny Punknase sieht für diese Aktion rot. Die Grün-Weißen reagieren mit mehreren Freistößen per Schlagstock. Die Stimmung wird aufgeheizt. In der Schlussphase der ersten Hälfte kommt so wieder etwas Leben in die Partie. Im Mittelfeld spielen sich einige sehenswerte Zweikämpfe mit großer Einsatzfreude ab. Gefährliche Torschüsse bleiben bis zur Halbzeit allerdings aus.

Nach der Pause reagieren die Trainer und wechseln aus. Vor allem vom – nun in Unterzahl spielenden – 1. FC Autonom werden immer mehr Spieler aus dem Verkehr gezogen. Zu Beginn der zweiten Hälfte laufen einige Störenfriede mit Glatzen über das Spielfeld, die über die Absperrung geklettert sind. Anscheinend sind sie Fans eines lokalen Kreisligavereins; die braunen Trikots sorgen für Buhrufe beim Publikum. Sie können aber schnell wieder entfernt werden, so dass das Spiel ohne größere Unterbrechung weitergeführt werden kann. Beide Teams scheinen weiterhin auf Zeit zu spielen. Die Vermummten machen hinten dicht – mit brennenden Barrikaden. Immer wieder scheitern die Versuche der gegnerischen Offensive durchzustoßen. Währenddessen wird im Stadion das Zwischenergebnis aus Hamburg auf die Videoleinwand übertragen. Jubel bricht aus, das sind wichtige Punkte im Kampf um einen Platz für den internationalen Wettbewerb. Erst in den letzten Minuten ändert Grün-Weiß die Strategie und spielt gezielt über die Flanken mit Wasserwerfern. So gelingt der Durchbruch. Pfosten, Latte, Magengegend. Die Schwarzgekleideten haben keine Chance mehr. Im Strafraum ereignen sich jetzt Beinahe-Torszenen im Minutentakt. Dann endlich ertönt der rettende Schlusspfiff. 0:0 in Berlin – die Fans verlassen angesichts einer eher mäßigen Partie enttäuscht das Stadion. Der Kapitän der Autonomen, Schmitti, kommentiert schweißüberströmt das Geschehen am Spielfeldrand: „Wir haben die ganze Zeit 110 Prozent gegeben. Manchmal reicht das, manchmal nicht. Haste Scheiße an den Stollen, haste Scheiße an den Stollen.“

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