Am Donnerstag stellte sich der einzige Bewerber vor etwa 150 Uniangehörigen im Hörsaalzentrum Ost öffentlich vor – auch wenn der ehemalige „Rektor des Jahres“ bereits in seinem ersten Redebeitrag klarmachte, dass dies eigentlich unnötig sei: „Es ist vielleicht nicht jeder mit mir einverstanden, aber jeder kennt mich.“ Der Leitgedanke seiner weiteren Amtszeit solle die „Kontinuität“ sein.

Der Vorsitzende des Hochschulrats Jürgen Schlegel moderierte die Veranstaltung und erklärte, die Kommission habe auf eine „Scheinausschreibung“ verzichtet, nachdem man sich die Frage gestellt habe, ob es überhaupt einen Anlass gebe, „nach einer Alternative zu Herrn Weiler zu suchen“. Eventuellen BewerberInnen hätte man „wahrhaft keinen Gefallen“ getan, sagte Schlegel. Weiler selbst sieht dies erstaunlicherweise anders – er sei für eine Ausschreibung gewesen, räumt der zum Amtsnachfolger seiner Selbst nominierte 60-jährige freimütig ein.

Selbstausbeutung ist schick

In seinem Bestreben, Vorreiter für die Ruhrstadt-Metropolenträume zu sein und „die Universität international stärker sichtbar zu machen“, setzt Weiler offenbar auch auf die fortgesetzte Opferbereitschaft der Uniangehörigen: „Von Selbstausbeutung vieler Lehrender lebt die Universität ein Stück weit mit.“ Dass auch dies oft nicht reicht, um Schließungen selbst renommierter Fachbereiche abzuwenden, scheint den designierten Langzeitrektor dabei kaum zu stören.

Umstrittener Uni-Stratege

Weiler will „den Senat stärker strategisch nutzen“, nachdem ihm früher schon einmal das eine oder andere Anliegen „zerredet“ worden sei – daraus habe er gelernt. Am Campusumbau (die bsz berichtete) will er festhalten. Ein transparenteres Verfahren mit größerer öffentlicher Beteiligung strebt er nicht an. Auch dass fünf Gebäude der Umgestaltung zum Opfer fallen sollen, sei kein Problem, weil sie nicht unter Denkmalschutz stehen. Im Gegenteil: Die damaligen Architekten verdienten eigentlich körperliche Züchtigung, so Weiler sinngemäß.

Eine ähnlich hemdsärmelige Haltung hat der „Rektor des Jahres 2009“ immer wieder gegenüber politisch aktiven Studierenden gezeigt. Nachdem bereits Weilers Vorgänger Gerhard Wagner die allgemeinen Studiengebühren gegen den zum Teil erbitterten Widerstand der Studierenden  durchsetzte, holte auch Weiler wiederholt Polizeihundertschaften auf den Campus. Zuletzt wollte Weiler im Dezember das von Studierenden besetzte Audimax durch eine Polizeihundertschaft räumen lassen, die letztendlich jedoch ein leeres Gebäude stürmte. Auf die Frage, ob sein Leitgedanke der „Kontinuität“ auch hier gelte und er weiterhin mit polizeilicher Unterstützung für den Fortbestand der Gebühren kämpfen wolle, selbst wenn sich die politische Lage nach der Landtagswahl ändere, entgegnete Weiler lapidar: „Wir sind Demokraten – wir verfolgen die Gesetze.“

Tierschutz gleich Faschismus?

Als der AStA-Vorsitzende Jan Keitsch die Einhaltung des Tierschutzgesetzes insbesondere hinsichtlich höchst fragwürdiger Affenversuche anmahnte, behauptete Weiler zunächst: „Wir führen hier keine ungenehmigten Versuche durch“ – um dann hinzuzusetzen: „Wir machen hier keine Gesinnungsforschung. Da werden wir nicht politisch reinregulieren – das wäre der Anfang von Gesinnungswissenschaft, und das hatten wir schon einmal in Deutschland.“ Als ein Zwischenrufer konstatierte, dies sei ein bizarrer Vergleich, ruderte Weiler nicht zurück, sondern bestärkte seine Aussage. „Die Tierversuche am offenen Gehirn von Affen sind zu Recht hochumstritten“, kommentierte der AStA-Vorsitzende die sprachliche Entgleisung. „In Bremen hat die Gesundheitsbehörde ähnliche Affenversuche bereits verboten, ein Rechtsstreit darüber ist noch anhängig. Dass Rektor Weiler die Kritik an der Tierquälerei in die Nähe von Nazi-Verbrechen rückt, ist nicht akzeptabel. Ob Absicht oder nicht – wer so etwas sagt, relativiert auch latent den Nationalsozialismus. Solche Äußerungen sind dem Amt eines Rektors der Ruhr-Uni unwürdig.“

Inzwischen gibt es auch eine aktuelle Stellungnahme des AStAs hierzu.

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