Die Verbindungen, von denen es in Bochum derzeit acht aktive gibt, stellen sich nach außen gern als harmlose Studentenvereine dar, die gerade männlichen Studenten, die neu an der Uni sind, schnellen Zugang zu einem Freundeskreis versprechen und zudem demokratischen Traditionen verpflichtet seien. Dabei verweisen sie oft auf die Rolle, die Burschenschaften während der Märzrevolution in Deutschland gespielt hätten.
Völkische Vergangenheit
Mit dem Verweis auf die – ohnehin oft übertriebene – Beteiligung an den umstürzlerischen Aktivitäten des Jahres 1848 ist das demokratische Kapitel in der Geschichte der studentischen Verbindungen aber auch schon abgeschlossen. Das völkische Weltbild aus den Tagen der „deutschen Revolution“ bildet seither den Kernpunkt verbindungsstudentischen und vor allem burschenschaftlichen Denkens. Kleine Veränderungen hat es in den 1920er Jahren erfahren, als der Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ (DB) in seinen Eisenacher Beschlüssen lange vor der Herrschaft der Nationalsozialisten beschloss, nur noch Studenten „arischer Rasse“ aufzunehmen und 1932 erklärte, den „Nationalsozialismus als wesentlichen Teil der völkischen Freiheitsbewegung“ zu bejahen. Von 1933 bis 1945 klafft in den Selbstdarstellungen der meisten Burschenschaften heutzutage eine recht auffällige Lücke. Diese wird bisweilen damit zu erklären versucht, dass man in den späten 30er Jahren von den Nazis zwangsweise aufgelöst wurde. Das ist soweit auch richtig, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Auflösungen nicht aus inhaltlichen Gründen erfolgten und die Aktivitäten teilweise einfach im NS-Studentenbund fortgesetzt wurden.
Und Gegenwart
Die Zeit nach 1945 ist bis heute, vor allem für die 1950 wiedergegründete DB vom Festhalten an der völkischen Programmatik und von Geschichtsrevisionismus geprägt. Nachdem sich bei einem Richtungsstreit in den 70er Jahren der extrem rechte Flügel innerhalb des Verbands durchgesetzt hat, bekannte sich die DB zum so genannten „volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff“ für den Deutschland auch in Polen und Frankreich liegt. Das deutsche Volk, schreibt die DB in ihren Grundsätzen, sei schließlich „unabhängig von staatlichen Grenzen“. Folgerichtig hat die DB 1983 von der damaligen Bundesregierung gefordert, in Schulbüchern Deutschland „in den „völkerrechtlich gültigen Grenzen von 1937“ zu zeigen, das deutsche Reich bestünde ja schließlich immer noch, auch wenn es gerade nicht handlungsfähig sei. Geändert hat sich in dem Verband seither nichts wirklich Grundsätzliches. Bei solchen Positionen fällt es auch nicht schwer zu erklären, warum sich die DB nicht zu extrem rechten bis offen neonazistischen Korporationen abgrenzt. Es hilft daher auch den Bochumer Arminen nicht viel, wenn sie beteuern, „jede Form des Extremismus“ abzulehnen. Mit der völkisch-nationalistischen Strömung in der DB scheinen sie jedenfalls kein Problem zu haben: Dort sind sie nämlich Mitglied.
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