Die RUB ist in die Jahre gekommen. Der Beton platzt von der Stahlarmierung. In Gebäuden tropft Wasser von den Decken, und mit dem Klimaschutz sind die ungedämmten Außenwände kaum zu vereinbaren. Über eine Milliarde Euro verplanen Bund und Land für den Umbau der RUB, und diese Investitionen sind bitter notwendig. Mit dem vorgelegten Entwurf soll die Zentralachse grundlegend überarbeitet und ein neues Gesicht für die RUB geschaffen werden. Zerlegt man die Pläne in ihre einzelnen Bestandteile, sind viele Ideen gut gemeint, manche aber leider nicht gut gemacht.
Bild: Molestina-Architekten GmbH
Im 20. Jahrhundert ankommen
Die RUB ist am Hang gebaut und das merkt man, wenn man den Campus von Norden nach Süden überquert. Knapp 100 Stufen hat man zu überwinden, um von der U35 zu den Sporthallen unter der Mensa zu kommen. Gerade für Menschen mit Mobilitätseinschränkung wird die RUB mit steilen Rampen, wackelnden Platten, Kopfsteinwellen und oft defekten Aufzügen zunehmend schwer passierbar. Eine Ebene, welche die Gebäude auf der Hauptachse erschließt, ist da sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Ebenso zu begrüßen ist ein Umdenken in der ökologischen Ausrichtung der RUB. Gebäude wie das Studierendenhaus und die Universitätsverwaltung sind wahre Energieschleudern. Die Außenwände bestehen lediglich aus ungedämmten Materialien und blasen Wärmeenergie in die Umwelt. Hier ist Nachrüsten dringend geboten.
Alles muss weg!
Ob Abriss oder Sanierung das Mittel der Wahl sein sollte, darüber lässt sich sicherlich trefflich streiten. Bevor hier aber die Abrissbirne geschwungen wird, sollte nachgerechnet werden, ob es nicht wirtschaftlicher ist, Gebäude wie das Hörsaalzentrum oder die Universitätsverwaltung zu sanieren und zu erhalten. Bei der Planung des neuen Gesundheitscampus (siehe bsz 822) und der Vorgabe, das Uni-Hochhaus West zu integrieren, war Ressourcenschonung großgeschrieben worden. Mit dem Abriss und dem damit vorgeblichen Freiziehen von nicht sichtbaren Sichtachsen (in der Nord-Südachse steht weiterhin das Bibliotheksgebäude und in der Ost-West-Achse blockiert immer noch das Parkhaus Uni-Mitte und das neue Musikzentrum den freien Blick von der GB-Wiese zur NB-Wiese), gleitet der Siegerentwurf in den Bereich von Architektenträumen ab. In Zeiten knapper Kassen kann solchen Wunschvorstellungen nicht Rechnung getragen werden. Am Ende sind Universitätsbauten in erster Linie Zweckbauten und diese müssen eins: funktionieren.
Eine Bibliothek ist eine Bibliothek ist eine Bibliothek…
Geplant ist eine Umnutzung der Bibliothek als Student Service Center. Dort sollen Beratungsangebote und Dienstleistungen für Studierende gebündelt werden. Kurz gesagt: Eine gute Idee. Derzeit läuft man von Pontius zu Pilatus, um sich einzuschreiben, einen Wohnplatz anzumieten, Bafög zu beantragen oder seine Fragen zur Stundenplanerstellung loszuwerden und sich in Bochum anzumelden. Dass es auch besser geht, zeigt unter anderem die Universität in Hannover. Die Niedersachsen betreiben seit Jahren ein solches Student Service Center und bieten kurze Wege für Ratsuchende. Die Erfahrung der Beratenden an der RUB, aber auch die empirischen Studien des Deutschen Studentenwerks belegen, dass der Bedarf an Beratung steigt. Diese optimal anzubieten, muss auch ohne Berücksichtigung der zeitlichen Verdichtung durch BA/MA oberstes Ziel einer Universität sein. Eigentlich ist es bedauerlich, dass erst eine umfassende bauliche Veränderung dazu führen soll, dieses Konzept umzusetzen, denn der Bedarf ist da und wächst stetig.
Wie dieses Konzept jedoch sinnvoll in den Räumen der jetzigen Bibliothek geschehen soll, ist im Planungsentwurf nicht ersichtlich. Was kann das Gebäude UB leisten? Die UB bietet viel Fläche auf jeder Ebene. Jedoch ist baulich eigentlich ausgeschlossen, dass in diesem Gebäude viele Büros entstehen, die nicht auch im dritten Stock den Charme eines lichtlosen Kellerraumes haben. Im Gegensatz zur UV fehlt es der UB an einem Lichthof und auch die Geschosshöhe mag für Bücherregale ausreichen, – für einen freundlichen Raum, in den Studierende kommen, um sich zu informieren, ist er aber ungeeignet.
Signet versus Baukunst
Die Ruhr-Universität soll mit dem geplanten gläsernen Turm eine eigene Landmarke als neues Signet bekommen. Auch diese „Notwendigkeit“ leuchtet kaum ein, bedenkt man, dass dafür das Musische Zentrum, eines der markantesten Gebäude Bochums, abgerissen werden soll. Man mag den grauen Kasten an der Unibrücke nicht schön finden, ein Signet aber ist es ohne Zweifel. Fordert man nun ein Hochhaus, so ist dies wohl eher einem anderen Verständnis von baulicher Ästhetik geschuldet, denn wirklicher Notwendigkeit. Bedauerlich ist auch, dass sich die PlanerInnen nicht mit der Funktion des Gebäudes befasst haben – hatten sie aus dem Musischen Zentrum am Eingang der Uni doch ein Musikzentrum gemacht, welches sich hinter (man verzeihe dem Kommentator seinen GC-Zentrismus) dem Parkhaus Uni-Mitte duckt. Auch darin steckt natürlich eine Aussage, nämlich dass einer der Hauptgründe, auf dem Campus zu verweilen, in den Hinter- und Untergrund rückt.
Lieber Rektor Weiler…
Resümiert man den Entwurf, so sind viele gute Ansätze vorhanden. An anderen Stellen sind jedoch eher Träume von ArchitektInnen und Hochhausplanenden verwirklicht worden. Sollte man den PlanerInnen nicht erstmal einen aktuellen Campusplan geben und klären, was die einzelnen Gebäude können und was nicht? Wäre es nicht eine gute Idee, HZO und UB strukturell so zu belassen, die UV zu sanieren und als Student Service Center umzugestalten? Und wäre dann nicht vielleicht auch ein Zusammenrücken von Universitätsverwaltung und Studierendenvertretung in einem gemeinsamen Gebäude anstelle des heutigen Studierendenhauses sinnvoll, um die Zukunft der RUB gemeinsam zu bewältigen? Wir haben Rektor Weiler gefragt, wie er zu der Sanierung der RUB steht und hoffen auf seine Antwort für eine der kommenden Ausgaben der bsz.
Glasturm statt Studierendenhaus (USch, bsz #822)
Kommentar „Magistrales Millionengrab“ von Dr. Ulrich Schröder (bsz #822)
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