So wohnte dem 26. Spieltag ein gewisser Zauber inne, zumindest für eine Nacht. Denn bereits am Freitag übernahm Schalke im Heimspiel gegen Stuttgart die Tabellenführung. In der 55. Minute schoss Kevin Kuranyi mit seinem 14. Saisontor die Königsblauen an die Spitze der Bundesliga und verdrängte dort Rekordmeister Bayern München. Trainer Magath raunte bereits von einem Déjà-vu: Vor einem Jahr stürmte er mit dem Vfl Wolfsburg ebenfalls am 26. Spieltag den ersten Platz und hielt sich dort bis zur Meisterschaft. Mit den Hektolitern Bier, die in der Nacht zum Samstag auf der Schalker Fanmeile geflossen sind, könnte man locker den Phönixsee in Dortmund-Hörde auffüllen.

Aber ach, die Bayern: Schon Samstagabend waren sie wieder zurück an der Tabellenspitze. Dabei sah es anfangs doch ganz anders aus. Zwar machten die Bayern im Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten Freiburg vom Anpfiff an ordentlich Druck, doch fehlte ihnen das nötige Fünkchen Glück. Klose verzog, und so gingen die Freiburger in der 31. Minute durch Cedrick Makiadi in Führung. Bayerntrainer Trainer Louis van Gaal bebte vor Wut. Das Unglaubliche schien möglich geworden zu sein: Sollten die Bayern jetzt versagen, müssten sie außerordentliche Nerven beweisen, um Schalke in dieser Saison noch einzuholen. Auf der Schalker Fanmeile wurde nochmal kräftig nachgetankt: „Hau wech den Scheiß und Prost!“ Doch mit einem spektakuläreren Freistoß gelang Arjen Robben in der 76. Minute der Anschlusstreffer, und Schalke rutschte auf Platz zwei. In der 83. Minute legte Robben durch einen Foulelfmeter nochmal nach. So stehen die Bayern wieder oben, und das sogar relativ sicher mit zwei Punkten Vorsprung. Seitdem herrscht Katerstimmung in Gelsenkirchen.

Diese ganze Farce erinnert ein wenig an den 19.05.2001: Auch damals durfte sich Schalke für einen kurzen Augenblick als Meister fühlen. Mit einem 5:3 hatten die Königsblauen den SpVgg Unterhaching in die Knie gezwungen. Das Spiel wurde abgepfiffen und – Schalke war Deutscher Meister, wenn auch nur für vier Minuten. Denn während die Fans schon den Rasen stürmten und sich gegenseitig in Arme fielen, wurde in Hamburg noch nachgespielt. Dort war der FC Bayern München angetreten, das Ding in letzter Sekunde noch zu drehen. Und so kam es dann auch: Auf den allerletzten Drücker gelang Patrik Andersson der Treffer, der ausreichte, um ganz Gelsenkirchen in eine Schockstarre zu versetzen. So wurde Schalke nur „Meister der Herzen“, zog jedoch immerhin erstmals in die Champions League ein.

So bleibt abzuwarten, wie es diese Saison ausgehen wird. Sollte Schalke wieder ohne Schale nach Hause kommen, ist dem Verein Hohn und Spott aus Dortmund und Bochum gewiss. Doch die Schadenfreude dürfte sich in Grenzen halten, denn gewonnen hätten wieder einmal die Bayern. Oder eben Leverkusen.

 

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