Die Ermordung des Erzbischofs ist der rote Faden, der durch die Ausstellung über die Geschichte des mittelalterlichen Ruhrgebietes führt. Engelbert war Erzbischof von Köln und damit im Jahre 1225 einer der mächtigsten Männer neben dem Kaiser. Seine blutige Ermordung am 7. November 1225 veränderte die Machtbalance nachhaltig. Als seinen Mörder beschuldigte man Graf Friedrich von Isenberg, den Erbauer der Hattinger Isenburg. Die Burg, die auch heute noch für vieles in Hattingen namengebend ist, wurde zu Beginn des 12. Jahrhunderts gebaut. Ein detailgetreues Model kann man im Rahmen der Ausstellung sehen.
Silber für den Verräter
Sorgfältigst recherchiert reichen die Exponate der Ausstellung von einem im Jahre 1979 angefertigten Obduktionsbericht der Gebeine des ermordeten Erzbischofs bis hin zu einem beachtlichen Stapel Silberbarren im Wert von 200.000 Euro. Auch heute noch eine ansehnliche Menge Geld, und im Jahre 1225 ein schier unglaubliches Vermögen, das auf den Kopf des Mörders ausgesetzt worden war und zu seiner Ergreifung führte. Heute liegen die 468 kg Silber sorgfältig hinter Sicherheitsglas verwahrt. Vor knapp 800 Jahren führten sie dazu, dass der Herr der Isenburg auf ein Rad geflochten und so zu Tode gebracht werden konnte. Außerdem wurde seine Burg geschliffen; das heißt, dem Erdboden so gleich wie möglich gemacht. Das erklärt, warum man heute in Hattingen kaum noch etwas von der Burg besichtigen kann. Das alles war Teil seiner Strafe. Niemand sollte im Haus des Mörders wohnen können.
Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung gliedert sich in drei Teile: einen Rundgang durch die mittelalterliche Geschichte des Mordes, seiner Aufklärung und der Bestrafung des Mörders, eine Halle mit Geschichte zum Anfassen sowie eine ab Ende März 2010 zu besichtigende, in Originalgröße wieder aufgebauten Motte.
Geschichte zum Anfassen ist nicht nur etwas für Kinder, sondern für alle, die einmal in einem mittelalterlichen Bett liegen oder sich wie ein echtes Burgfräulein kleiden wollen. Auch Musikinstrumente und Waffen sind in originalgetreuen Nachbauten vorhanden.
Motte aus Holz
Ein wirklicher Höhepunkt der Ausstellung wird, wenn sie denn fertiggestellt ist, die Motte sein. Motte, so nennt man eine Holzburg. Diese Art der Behausung war in ganz Europa die wohl verbreitetste Behausung des kleinen Ritters. Ab Ende März wird vor dem Museum eine solche Motte zu sehen sein: 24 Meter hoch, mit einem dreigeschossigen Turm und einer begehbaren Wehrplattform. Sie bietet mit 100 Quadratmetern Wohnfläche auf vier Etagen genug Platz für einen Ritter und seine Kernfamilie.
Eine rundum gelungene Ausstellung, die es schafft, zu zeigen, dass auch vor der Kohle im Ruhrgebiet schon viel los war. Offiziell gehört auch diese Ausstellung, wie wohl alles in diesem Jahr, zur Ruhr 2010. Aber von den 1,7 Millionen Euro, die dies gekostet hat, sind gerade mal 87.000 Euro von Ruhr2010 gekommen. Das Lob für diesen gelungenen Blick in die Geschichte gebührt daher dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe.
Von Rittern, Burgen und Intrigen
Ausstellung „Aufruhr 1225!“ im Museum für Archäologie in Herne
Europaplatz 1, 44623 Herne
Di, Mi, Fr 9 – 17 Uhr, Do 9 -19 Uhr
Sa, So und feiertags 11 – 18 Uhr
Eintritt zwischen 2 und 6 Euro,
Internet: www.Aufruhr1225.lwl.org
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