Seit 2005 betreibt der Verein H13 die Goldkante in den Räumen des ehemaligen LondonTokyoParis. Mit dem Aus der kleinen Wohnzimmerbar wollten sich einige Stammgäste damals nicht abfinden. Getragen vom Enthusiasmus der Gründer und Gründerinnen entstand in bester Do-it-yourself-Manier ein Freiraum für gehobene Thekenphilosophie, aber auch für Theater, Kleinkunst, DJ-Kultur, Lesungen, Filmvorführungen und intime Akustik-Konzerte.
Der New Yorker Künstler und Songwriter Dan Costello schätzt die Goldkante so sehr, dass er auf Europatournee stets einen Stopp in der Herner Straße einplant. Die DJ-Legende Hans Nieswandt legte hier auf. Oder die Mitglieder machen selber Programm: Attila zum Beispiel, mit seiner sensationellen Entertainment-Kreation „Kaffee und Löten“. Jeden Mittwoch heißt es: „Vier Stunden, vier DJs“. Wer möchte, kann sich dann an den Plattentellern versuchen. Und generell immer kann man einfach vorbeikommen, an der Theke herumlümmeln und sich über das launige Motto der Bedienung freuen: „Ich gehe nicht zum Gast; der Gast kommt zu mir!“
Positive Stimmung
Nun steht das erneute Aus bevor. Das baldige Ende des Betriebs an der Herner Straße ist allerdings nicht dem mangelnden Erfolg des Kneipenkonzepts geschuldet – sondern eher einer erzwungenen Obdachlosigkeit. „Der Mietvertrag läuft aus und es gibt keine Grundlage mehr für eine Fortsetzung des Mietverhältnisses. Wir nutzen das aber als Chance, uns gründlich neu zu orientieren“, sagt Tobias Pfaff, Vorstandsmitglied bei H13. Klar ist nämlich: Der harte Kern des Vereins und große Teile der rund 80 Mitglieder wollen keinesfalls aufgeben. Momentan läuft die Suche nach einer neuen Bleibe für die alternative Bar auf Hochtouren. „Unsere Wunschlage wäre Ehrenfeld“, so Tobias. Ein neuer Laden bedeutete erneut erheblichen ehrenamtlichen Einsatz der Mitglieder bei der Renovierung und einen empfindlichen finanziellen Aufwand. Die Stimmung ist allerdings positiv: „Wir haben es geschafft, uns in der Herner Straße zu etablieren. Dann schaffen wir es an einem besseren Standort erst recht“, glaubt Tom Thelen, ebenfalls Mitglied im Vorstand.
Subkulturelle Perlen
Das vorläufige Ende der Goldkante sorgt für eine spürbare Lücke im Bochumer Nachtleben. Die gänzlich unkommerzielle Programmgestaltung der Bar ist selten und daher wertvoll. Die teils skurrilen Abende, subkulturelle Perlen und eine spezielle Atmosphäre sind nicht nur bei der Stammkundschaft beliebt. Bei der Abschlussparty am 29. Januar wird der kleine Laden aus allen Nähten platzen. Das Motto des Abends ist übrigens ein wörtliches Zitat der Vermieterin: „Aber das mit der Musik muss aufhören!“ Die Goldkante gehorcht und stellt auf ihrer Internetseite diesem Satz ganz selbstbewusst ein Zitat von Bert Brecht entgegen: „Und nach uns wird kommen: nichts Nennenswertes.“
0 comments