Schon im Dezember hatte sich NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) auf die Studie der RUB berufen, um seine Behauptung zu unterfüttern, Studiengebühren würden niemanden vom Studium abschrecken. Aus der Untersuchung gehe hervor, dass der Anteil der StudienanfängerInnen „niedrigerer sozialer Herkunft“ an der Ruhr-Universität Bochum zum Wintersemester 2008/09 „sogar höher als in den Vorjahren“ lag. Dabei sei gerade an der RUB aufgrund der hohen Anzahl Studierender aus finanziell schlechter gestellten Familien zu erwarten gewesen, dass die Gebühren einen abschreckenden Effekt auf potentielle Studierende ausüben würden.
Aus der Studie gehe zwar hervor, dass sich immerhin hinsichtlich der sozialen Herkunft deutliche Unterschiede im Studienverlauf abzeichnen würden, schreibt jetzt die „Zeit“. Studierende aus schlechter gestellten Familien müssen demnach für Studiengebühren und Semesterbeitrag deutlich mehr arbeiten. Dagegen hätten ihre finanziell gut gestellten KommilitonInnen durch Unterstützung seitens der Eltern kaum negative Auswirkungen auf ihr Studium zu erwarten.
Äpfel untersuchen, Birnen beurteilen
Die Schlussfolgerungen, die Wissenschaftsminister Pinkwart und die „Zeit“ aus der Bochumer Studie ziehen, entpuppen sich jedoch bei näherer Betrachtung als Zirkelschluss. Schließlich wurden für die Studie lediglich eingeschriebene StudentInnen befragt – also die, die sich eben nicht haben abschrecken lassen. All diejenigen, die sich aus unterschiedlichen Gründen gegen ein Studium entschieden haben, tauchen schon aufgrund des Befragungsrahmens überhaupt nicht auf – geschweige denn die Gründe, die sie vom Studium abgehalten haben. Aus den Aussagen derer, die trotz Gebühren studieren auf diejenigen zu schließen, die es eben nicht tun, mutet wie eine höchst fragwürdige Interpretation des erhobenen Datenmaterials an. Schließlich sprechen Studien, die statt der bereits eingeschriebenen Studierenden alle Hochschulzugangsberechtigten berücksichtigen, eine andere Sprache: So stellte eine Studie des Hochschul-Informations-Systems (HIS) von 2009 fest, dass knapp ein Drittel der möglichen Studierenden deswegen nicht an die Uni geht, weil die Gebühren eine zusätzliche Belastung darstellen.
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