Den Einsatz der Körperscanner nannte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesjustizministerium, Max Stadler (FDP), einen „richtigen Ansatz“. Auch die Fraktionschefin der FDP im Bundestag, Birgit Homburger, äußerte sich positiv gegenüber einer Verwendung der Geräte, sollte die Privatsphäre nicht verletzt werden.
Die Bundesregierung lehnte den Einsatz der Scanner im Oktober 2008 noch entschieden ab: „Da kann ich Ihnen mit aller Klarheit sagen, dass wir diesen Unfug nicht mitmachen“, so eine Sprecherin des Berliner Bundesinnenministeriums. Doch der Einsatz der Body- oder Körperscanner, die mal ein naturgetreues oder ein schemenhaftes Bild potentieller Flugzeugpassagiere liefern sollen, wird derzeit von Medien, Politik und Gesellschaft wieder heiß diskutiert. Die Scanner können angeblich Implantate, Prothesen und Genitalien sichtbar machen. In Körperöffnungen versteckte Gegenstände oder Substanzen können von ihnen jedoch nicht erkannt werden. Außerdem sollen die aufgenommenen Bilder gespeichert werden. Kritiker befürchten, dass die Rechte auf informationelle Selbstbestimmung, Privatsphäre und Menschenwürde hierbei auf der Strecke bleiben könnten.
Die EU-Kommission wollte die Scanner genehmigen, zugunsten der vermeintlichen Flugsicherheit, trat von ihrem Vorhaben jedoch im Oktober 2008 zurück als sich massiver Widerstand gegen die neue Technik formierte. Nachdem bereits im Oktober 2008 über die Verwendung der Geräte an Flughäfen debattiert wurde, entbrannte die Diskussion anlässlich eines in Detroit versuchten und daraufhin vereitelten Anschlages erneut. Der Verdächtige hatte am Flughafen Amsterdam Schiphol das Flugzeug bestiegen und transportierte den Sprengstoff eingenäht in seiner Unterhose. Proteste gegen die von der EU-Kommission geplante Zulassung der Geräte kommen weiterhin von Politikern und Kirchenvertretern, einig ist man sich jedoch noch nicht.
Noch herrscht Uneinigkeit
Niemand geringeres als die Gewerkschaft der Polizei hatte sich Ende 2009 gegen den Einsatz der Scanner ausgesprochen und der Politik vorgeworfen, mit der Debatte über den Einsatz von Nacktscannern von Mängeln bei der Luftsicherheit ablenken zu wollen.
Statt der Scanner forderte das Innenausschuss-Mitglied Petra Pau (Linke), motivierende gesetzliche Mindestlöhne für Sicherheitsdienste, denn diese seien „allemal wirksamer als staatliche verordnete Peepshows“. Überraschend ist auch, dass die mitregierende FDP als Verfechter von Liberalität und Bürgerrechten noch kein unwiderrufliches Nein gegen den Scanner ausgesprochen hat. Den Bürgerinnen und Bürgern drängt sich allmählich der Verdacht auf, die Bereitschaft, die bislang umstrittenen Geräte zur Passagierkontrolle zuzulassen, sei auf der Seite der FDP nun doch gewachsen.
Der gläserne Bürger
Dass Scanner mit Röntgenstrahlung nicht nur für Schwangere, Vielflieger oder diejenigen, die tagtäglich in der Nähe der Geräte arbeiten müssen gesundheitsschädlich bis krebserregend sein könnten, sorgte für erhebliche Kritik. Die Scanner, die mit Terahertz- statt Röntgenstrahlen arbeiten seien dagegen unbedenklich. Die Technik für die Terahertz-Scanner stammt von Prof. Dr. Martin Hofmann, Leiter des Lehrstuhls Photonik und Terahertztechnologie an der Ruhr-Universität Bochum.
Doch der Eindruck, unschuldige Bürger würden unter Generalverdacht gestellt werden und erst ins Flugzeug gelassen, wenn ihre Unschuld durch die Nacktscanner bewiesen ist, bleibt. Das erinnert viele doch stark an George Orwell und das Szenario des (buchstäblich) gläsernen Bürgers, das er in seinem Buch „1984“ skizziert.
Es scheint fast, als wolle man mit dem Einsatz der Bodyscanner an Flughäfen ein Sicherheitsgefühl suggerieren, das in der Realität nicht bestehen kann, wenn man bedenkt, dass auch Bahnhöfe, Einkaufszentren und ähnliche Orte potentielle Anschlagsziele sein dürften. Hierbei wird die Angst vor Terroranschlägen ausgenutzt und zusätzlich geschürt.
Die Bundesrepublik besitzt 39 Verkehrsflughäfen, ein Scanner kostet jeweils um die 150.000 Euro. Die Installation der Scanner an allen deutschen Flughäfen dürfte den Herstellern einen riesigen Gewinn bescheren. Viel einfacher, günstiger und bestimmt auch lustiger wäre doch: Man darf nur noch nackt fliegen!
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