A very merry Christmas! Zugegeben: Wham! nervt (und das schon seit Jahrzehnten), Glühwein schmeckt bei Minusgraden besser (Klimawandel nervt eben auch), und letztlich kann ich Mario Barth einfach nicht ertragen, wenn er dazu aufruft, in „seinem Laden“ viel Geld für Geschenke auszugeben – egal ob für sich oder seine Freundin (aber Mario Barth nervt ganzjährig). Nicht Weihnachten ist schuld daran, dass sich Menschen aller Kulturen im Wirkungsgebiet der „deutschen Leitkultur“ den Dezember vermiesen lassen. Das Nörgeln scheint schon fast pathologisch dazu zu gehören. Doch warum? Wurde deshalb schon mal andere Musik gespielt, der Glühwein besser oder ein Geschenk weniger gekauft? Ist es nicht viel mehr ein Nörgeln um des Sich-schlecht-Fühlens willen? Offensichtlich, denn eigentlich ist Weihnachten ein Grund zu feiern. Nicht wegen eines absurden Ritus, nicht wegen des guten Wetters oder alter Traditionen; Nein, Weihnachten ist ein fast völlig säkulares Ereignis geworden – dennoch akzeptiert unsere Kultur fast eine Woche des Nichtstuns. Zwischen Weihnachten und Neujahr bleibt die Uni geschlossen, Klausuren werden nicht geschrieben, Anwesenheitslisten nicht gefüllt. Mensch kann sich zurücklehnen, eigenen Gedanken nachhängen, seinen Hobbies nachgehen und natürlich auch mal ein paar nette Stunden mit der Familie verbringen. Menschen, die sich durch Weihnachten in eine tiefgreifende psychische Störung getrieben fühlen, sollten vielleicht mal überlegen, welch antiquierten Vorstellungen sie nachhängen. Der Konsumterror ist genauso selbstverortet wie das schlechte Gefühl, wenn man für angebrannte Mandeln einen völlig überteuerten Preis bezahlt hat. Es gibt keinen Zwang dazu. Es gibt auch keinen Zwang, sich schlechter zu fühlen, wenn man an dem Obdachlosen vorbeigegangen ist und ihm keine Bodo abgekauft hat. Zumindest gibt es keinen „Mehr-Zwang“. Vielmehr liegt Weihnachten ein „Mehr-Wert“ inne. Ein Jahr geht zuende und damit auch ein Abschnitt des eigenen Lebens und ein neues beginnt, mit neuen Chancen und neuen Möglichkeiten. Warum soll ich also fröhlich sein? Charles Dickens lässt Scrooge Neffen übrigens die treffendste aller Antworten finden: Es gibt keinen Grund dazu, es nicht zu sein.
In diesem Sinne: fröhliche Weihnachten, besinnliche Tage, schöne Stunden mit Freunden und Familie sowie Geschenke, die man schenkt, weil man eine Freude machen will; alles Gute fürs neue Jahr.
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