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Etwa 80 Studierende aus Bochum machten sich am 10. Dezember auf den Weg nach Bonn, um mit Tausenden Gleichgesinnten aus ganz Deutschland erneut Druck auf die Politikerinnen und Politiker auszuüben. Die mittlerweile obligatorisch gewordene Parole „Bildung für alle – und zwar umsonst“ wurde scheinbar auch diesmal seitens der Konferenzteilnehmenden überhört, denn von einer Kürzung – geschweige denn der Abschaffung – der Studiengebühren vernahm man bislang kein Wort. Prof. Dr. Wintermantel forderte nach dem Treffen der HRK und der KMK die am 16. Dezember stattfindende Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) auf, die Studienbedingungen insgesamt zu verbessern, was laut ihrem offenen Brief nur durch eine deutlich höhere Ausfinanzierung der Studienplätze gelingen könne. Im Klartext bedeutet dies mehr Lehrende für die Studierenden, damit eine bessere Betreuung und Lernsituation entstehen kann.

Total realitätsfern?

Konkret wurde von der KMK und der HRK die Beschränkung auf nur noch eine Prüfung pro Modul beschlossen sowie die Arbeitsbelastung der Studierenden auf eine 29- bis 32-Stundenwoche zu reduzieren. Hört sich an, als bliebe zunächst alles beim Alten. An der RUB beispielsweise ist es schon heute üblich, nur eine große Studienleistung – in Form einer Hausarbeit oder einer Klausur – pro Modul zu erbringen. Momentan müsste jede/-r Studierende der RUB, um in der Regelstudienzeit zu studieren, inklusive der 30 Semesterwochenstunden (SWS) des Optionalbereichs jedes Semester 20 SWS im Stundenplan einplanen. Mit Vor- und Nachbereitung, Praktika und den zu leistenden Prüfungen kommt man etwa auf eine 50- bis 60- Stundenwoche. Dabei ist die Zeit, welche bei vielen noch für den Nebenjob dazukommt, noch gar nicht mit eingerechnet. Wie aber soll sich das Arbeitsvolumen auf etwa 30 Stunden pro Woche verkürzen, wenn Studierende weiterhin für die Finanzierung der Studiengebühren und ihres Lebensunterhaltes arbeiten gehen müssen? Selbst eine Erhöhung der Regelstudienzeit des BA und MA von derzeit zehn auf zwölf Semester, die im Übrigen von der zuständigen ‚Bologna-Group‘ beschlossen werden müsste, würde das Arbeitsvolumen realistisch nur auf 40 bis 50 SWS reduzieren. Die Abschaffung der Studiengebühren oder eine merkbare Erhöhung und Reform des BAföGs würden sicherlich positivere Auswirkungen auf die geplante Reduzierung der Arbeitsbelastung haben.

Mehr studentische Beteilung und mehr Geld?

Bei einem kurzen Gespräch mit der Demoleitung vergangenen Donnerstag versprach Frau Wintermantel den Studierenden immerhin, dass diese mit einer Delegation an dem für April 2010 geplanten Bildungsgipfel teilnehmen dürfen. Die Ministerkonferenz am 16. Dezember steht unter dem Motto „Bildungsgipfel 2009“ – dort soll beraten werden, ob die Ausgaben für Bildung von derzeit 4,3 Prozent des Bruttoinlandprodukts auf 10 Prozent ansteigen sollen. Nach den eher schwachen Zugeständnissen der KMK wäre das endlich mal ein Beschluss, der tatsächlich etwas bewirken könnte. Inwieweit sich die Erhöhung der Ausgaben hinsichtlich des gestiegenen Staatsdefizits realisieren lässt, bleibt jedoch fraglich.

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