Aus der schönen neuen Welt

In seinem neusten, 325 Seiten starken Werk macht Günter Wallraff eine „Expedition ins Landesinnere“. In altbekannter Wallraff-Weise verwandelt er sich unter anderem in einen dunkelhäutigen Menschen, der kaum genug deutsch spricht für eine Unterhaltung auf einem Ausflugsschiffchen und in einen Obdachlosen mitten im Winter. Seine Vor-Ort-Recherche bringt Abenteuerliches zum Vorschein. Auch wenn man seinen Ermittlungsmethoden nicht immer zustimmen mag, da er gelegentlich den Bogen überspannt,  so spricht er doch Dinge an, über die unsere Wohlstandsgesellschaft dringend einmal nachdenken sollte. Er ist unbestreitbar der Großmeister der verdeckten Recherche und nennt die ÜbeltäterInnen beim Namen.
Günter Wallraff: Aus der schönen neuen Welt, Kiwi Verlag, 13,95 Euro.

STAR TREK: Countdown

Dieser Star Trek Comic nach einer Geschichte von Roberto Orci und Alex Kurtzman erklärt auf 100 Seiten, wie es zum letzten Kinofilm kam. Wer genau wissen will, wie es zu der Zerstörung der Heimatwelt der Romulaner im Vorfeld des letzten Filmes kommen konnte, der hat in diesem Comic die Chance dazu. Der Inhalt ist nett, die Darreichungsform als Comic gewöhnungsbedürftig. Man lernt den aus dem Kino bekannten Bösewicht Nero besser kennen und erfährt mehr über seine Motivation. Spock, Data (ja, er ist wieder da) und Picard dürfen noch einmal zu Höchstformen auflaufen, ehe das Böse im Kinofilm dann doch fast gewinnen wird.
Roberto Orci, Alex Kurtzman: STAR TREK Countdown, Cross Cult, 14,80 Euro.

Das verlorene Symbol

Wer Illuminati und Sakrileg gelesen und geliebt hat, der wird auch mit Dan Browns neustem Werk auf 765 Seiten auf seine Kosten kommen. Professor Langdon sieht sich diesmal mit einem Geheimnis der Freimaurer konfrontiert. Fast das gesamte Buch spielt in Washington und es ist spannend zu lesen, dass Brown dort ebenso viele Mysterien findet wie zuvor in Paris oder Rom. Diesmal geht es um das Wohl der Nation, selbst die Geheimdienste interessieren sich für das Geschehen. Wenn dieses Buch wieder die Bestsellerlisten stürmt, scheint Dan Brown das Strickmuster für einen Bestseller gefunden zu haben.
Dan Brown: Das verlorene Symbol, Verlagsgruppe Lübbe, 26 Euro.

Hand aufs Herz

In seinem 320 Seiten starken Buch lässt uns Anthony McCarten am Leben einiger Londoner teilhaben, die sich bei einem Wettbewerb für das „Guinessbuch der Rekorde“  treffen. Es gilt, ein Auto so lange im Stehen festzuhalten wie kein Zweiter. Als Gewinn winkt das Auto. Ein ausgezeichnetes Charakterporträt unserer Zeit und ein Blick auf die Sorgen und Existenznöte vieler unterschiedlicher Menschen. Hier zeigt sich die tragikomische Seite McCartens, der mit dem Theatererfolg „Ladies Night“, auf dem der Film „The Full Monty“ basierte, zum ersten Mal von sich reden machte. Sehr lesenswert.
Anthony McCarten: Hand aufs Herz, Diogenes Verlag, 21,90 Euro.

Der Christmas Cookie Club

Dem Christmas Cookie Club gehören zwölf Frauen aus Michigan an. Sie treffen sich jedes Jahr, um gemeinsam zu reden, zu essen, und vor allem um Kekse auszutauschen. Aber eigentlich geht es hier gar nicht um Gebäck. Hier geht es um Freundschaft und die Hilfe, die aus Freundschaft entspringt, wenn man sich schon viele Jahre kennt. Die Lesenden sehen in die Herzen und Leben von zwölf völlig unterschiedlichen Frauen, und dank der ebenfalls abgedruckten Rezepte kann man sogar mit den Hauptpersonen gemeinsam backen. Ein Buch für Hobbybäckerinnen, solche die es werden wollen und alle, die glauben, dass mit guten Freundinnen jede Lebenskrise gemeistert werden kann. Herzerwärmend.
Ann Pearlman: Der Christmas Cookie Club, Schröder Buch, 14,90 Euro.

Keine Zeit zum Kochen

Dieses großformatige Kochbuch besticht durch seine verführerischen Bilder. Jedes Gericht auf diesen 208 Seiten ist extra für Leute erfunden worden, die keine Zeit haben zu kochen. Vom kleinen Frühstücksbrunch über Salate, Suppen, Hauptspeisen, Dips und Häppchen bis hin zu den Desserts liefert Donna Hay schmackhafte Ideen für alle. Auch Vegetarierinnen und Vegetarier kommen auf ihre Kosten. Besonders praktisch für Gestresste sind die Hinweise, wie man die fertigen Leckereien vorbereiten kann, um so für harte Wochen voller Klausuren gut vorgesorgt zu haben: Mit Tiefkühlprodukten aus der eigenen Produktion. Die Rezepte sind einfach nachzukochen, da sie gut erklärt sind und so gut durchdacht, dass man wirklich Zeit sparen kann, ohne auf gesundes Essen verzichten zu müssen. Eine lohnende Anschaffung.
Donna Hay: Keine Zeit zum kochen, AT Verlag, 23,90 Euro.

Ein König für Deutschland

Andreas Eschbach erweckt auf 490 Seiten Vincent Wayne Merrit zum Leben. Er ist Programmierer und er macht Präsidenten. Den amerikanischen zum Beispiel, denn das Programm, mit dem so ein Wahlcomputer arbeitet, ist für den Programmierer lediglich eine Herausforderung und kein Problem. Eigentlich will er später den Schwindel auffliegen lassen, ebenso sein deutscher Vater. Doch dann erliegt auch er der Faszination der Macht, und Deutschland ist auf dem besten Weg, wieder einen König zu bekommen: Vincents Vater. Sorgfältigst recherchiert, präsentiert Eschbach das Problem des Computerbetruges und macht erschrecken deutlich, das Wahlbetrug für manch einen vielleicht nur ein lustiges Spiel ist.  Die Leserinnen und Leser wissen zwischenzeitig nicht mehr, wo die Realität endet und die Fiktion anfängt. Ein selten gutes Buch, fesselnd bis zum Schluss. Und vielleicht schon längst wahr geworden.
Andreas Eschbach: Ein König für Deutschland, Lübbe, 19,99 Euro.

 

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