Gerne stauen sich vor den Bargeldspendern Mitglieder der geschmeidigen BWLer-Fraktion, die montagmorgens kurz vor zehn erstmal ihre Armani-Homies mit übertrieben ausuferndem Handschlag begrüßen und grinsend über die neusten Wochenend-Aufrisse aufklären. Für die ist der Mangel an kleinen Scheinen natürlich kein Problem. ThyssenKrupp und Daimler haben schließlich schon fürs Praktikum überwiesen. Es ist doch super, dass das Gerät nur Fünfziger ausspuckt, weil man Kleingeld doch immer gebrauchen kann. Selbst der alte Schopenhauer wusste: Jeder Tag ist ein kleines Leben. Und diese Angeber sind gerade dabei, mir ein verdammtes Viertel meines wertvollen kleinen Lebens zu rauben.
Inzwischen scheint sich darüber hinaus mein Eindruck zu bestätigen, dass Zeit auch für Frauen ein nie versiegender Rohstoff zu sein scheint. Derlei deprimierende Begegnungen mit Geldautomaten und ihren bräsigen Benutzern ertrage ich nun seit fünf Semestern. In der Schlange stehend, male ich mir dann aus, was als nächstes auf mich wartet: Die zwei neuen Hochleistungsdrehtüren der UB. Man erwischt gerade noch den offenen Türteil, um kurz darauf im Schneckentempo hinter im Abteil eingeklemmten KommilitonInnen her zu stolpern. Aber immer positiv denken, das habe ich inzwischen in einem lebenspraktisch relevanten Optionalbereichsseminar gelernt. Deswegen betrachte ich solche Situationen inzwischen als Möglichkeit, meine Soft-Skills im Rahmen sozialer Interaktion zu optimieren – und das sogar ohne Verbalkommunikation. Obwohl es für meinen persönlichen Frieden, mein seelisches Gleichgewicht vielleicht besser gewesen wäre, hätte ich meiner inneren Auflehnung offen Ausdruck verliehen. Es würde mich nicht überraschen, wenn die Sparkasse mit voller Absicht lediglich einen verdammten Geldautomaten für 31.000 Studis auf den Campus stellt. Sie hat eigene Pläne, nämlich jederzeit alle Menschen mit Fünfzigern bezahlen zu lassen. Vielleicht kooperiert die Sparkasse mit dem Lehrstuhl für Sozialpsychologie und unterstützt als Sponsor wie gewohnt einen Großversuch: Lassen sich Studierende systematisch und mit einfachen Mitteln in den Ruin – oder in den Wahnsinn – treiben?
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