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Evaluationen sind schön, machen aber auch viel (unbezahlte) Arbeit - Foto: de/CMPIm Februar 2005 hat der Senat die Evaluationsordnung verabschiedet, die verlangt, dass das gesamte Lehrangebot mindestens einmal in zwei Jahren studentischer Befragung unterzogen werden soll. Zu diesem Zweck hat die Ruhr-Universität EvaSys angeschafft, ein automatisiertes Erhebungsverfahren, dessen Fragebögen mittlerweile jedem und jeder unter die Griffel gekommen sein dürften. Mit ungefähr 20 Fragen – jede Fakultät hat ihre eigene Variante – wird unter anderem gefragt, ob der Dozent „fair im Umgang mit den Studierenden“ ist oder die Lehrveranstaltung „ein schlüssiges Gesamtkonzept“ verfolgt, was die Studierenden auf einer Skala von 1 bis 5 bewerten können. In einem Kasten können auch persönliche Kommentare niedergeschrieben werden, so dass man nicht nur auf die quantitativen Fragestellungen beschränkt ist.

Denn vor allem innerhalb der geisteswissenschaftlichen Fächer hat diese Art der flächendeckenden Erhebung zu Debatten geführt. Einige Lehrende sahen sich nun plötzlich einem Lynchmob bluthungriger Studierender mit Fackeln, Mistforken und „Trifft nicht zu“-Antworten ausgesetzt, und pochten auf die Freiheit der Lehre. De Facto nutzt der Großteil der Studierendenschaft die Fragebögen bei weitem nicht so enthusiastisch, um ProfessorInnen von ihrem Thron zu stoßen. „Es besteht ein maßgebliches Problem der Mitmachaktivität“, so Professor Huster, Vorsitzender der Evaluationskommission an der Juristischen Fakultät, die in diesem Semester zum ersten Mal eine Vollevaluation durchführt. „Dabei ist es nötig, dass alle Studierende die Fragebögen nach bestem Wissen ausfüllen, um eine repräsentative Rückmeldung zu erhalten. Wenn Dozenten regelmäßig besonders schlechte Ergebnisse erhalten, führt das auch zu einem Gespräch mit dem Dekan.“

Mitmachen und mitreden

Im Gegensatz zu strittigen Portalen wie „Mein Prof“ oder „Spickmich“ (bsz #792), die über Öffentlichkeitsdruck und Mundzumund-Propaganda funktionieren, soll die hiesige Evaluation auch innerhalb der Veranstaltungen zu ehrlichen Aussprachen zwischen Dozent und Studierenden führen. Damit eine umfassende Diskussion stattfindet, werden in vielen Fakultäten bereits vor den Weihnachtsferien Fragebögen ausgefüllt und im Januar besprochen. „Die Studierenden müssen aufpassen, dass das auch wirklich passiert und ein Gespräch über die Ergebnisse einfordern“, rät Herr Huster.  Problematisch wird es allerdings, wenn Dozenten Kritik von oben herab niederschmettern statt zu akzeptieren. Es gibt Einzelfälle, wo TeilnehmerInnen im Vorhinein gesagt bekamen, was die richtige Art von Kritik sei. Ein Extremfall ereignete sich in einem Französisch-Kurs, wo Einzelne durch ihre Handschrift bei den persönlichen Bemerkungen herausgepickt und dann von der Dozentin verbal angegangen wurden. Die einzigen Mittel gegen eine derartige Hybris sind gute alte studentische Solidarität und Empörung. Ein akademischer Titel befreit schließlich nicht von Unvollkommenheit.

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