„Momentan hoffen wir, dass wir Ende Oktober wieder rein können“, sagt Arne Nobel, Schauspieler und einer der Initiatoren des Theaterprojektes. Die Schließung ist allerdings nicht nur organisatorisch, sondern vor allem finanziell eine Herausforderung: Jeder Cent fließt nun in die Erfüllung der Brandschutzbestimmungen.
Seit Monaten sorgen die Macher des Rottstr5-Theaters mit ihrer ambitionierten Vision für Aufsehen in der Bochumer Kulturszene, sogar im ganzen Ruhrgebiet. Arne Nobel und sein Kompagnon, der Regisseur Martin Fendrich, haben nach eigener Aussage „kein Geld, keinen Apparat, keine Abteilungen, keinen Etat“. Dafür haben sie eine Menge Enthusiasmus und den festen Willen, ein professionelles, urbanes Off-Theater in Bochum zu etablieren. Geld von der Stadt gibt es dafür nicht: Haushaltssperre. Stattdessen bemüht man sich um die finanzielle Unterstützung von TheaterliebhaberInnen. Gesucht werden „Ultras“, die bereit sind, 100 Euro im Jahr in das Kulturprojekt zu stecken. Hilfreich ist für die Theatervisionäre dabei auch ihr guter Ruf: Martin Fendrich war in der Haußmann-Ära Dramaturg am Bochumer Schauspielhaus, und Arne Nobel machte sich unter anderem einen Namen mit der Schauspielhaus-Inszenierung „Tribute to Johnny Cash“.
Ambitionierte Projekte
In den bisher gezeigten Veranstaltungen im Gewölbe an der Rottstraße wurde das neue Theater seinen hohen Ansprüchen bereits gerecht. So brachte zum Beispiel Martin Fendrich Tschechows „Drei Schwestern“ auf die Bühne und erntete bei Publikum und KritikerInnen viel Lob. Möglich sind solche Inszenierungen vor allem deshalb, weil renommierte DarstellerInnen aus dem Schauspielhaus bereit sind, ohne Gage in der Rottstraße zu spielen. Bei Fendrich und Nobel geht es um „Theater pur“. Das Motto ist bestechend einfach: „Gute Schauspieler sprechen gute Texte.“ An der Rottstraße kommen mitreißende Lust am Anpacken und ein erfrischender Größenwahn zusammen. Für die Zukunft sind ambitionierte Projekte mit hochkarätigen Mitwirkenden geplant: SchauspielerInnen wie Maren Eggert oder Alexander Scheer werden mit dem Theater in Verbindung gebracht. Fendrich kommentierte die Gerüchte mehr als selbstbewusst: „Bochum hat ein Recht auf diese Schauspieler.“
Entsprechend groß ist das Medienecho, das dem neuen Theater bisher vergönnt war. So wählte zum Beispiel das Stadtmagazin Prinz Martin Fendrich unter die neun wichtigsten Newcomer der Ruhrgebiets-Kulturszene und betonte den Kontrast zwischen der Rottstraße und dem Schauspielhaus, das in diesen Tagen immer altbackener erscheint. Während Fendrich und Co der Bürgerlichkeit die kalte Schulter zeigen und die Bochumer Theaterszene entstauben, taucht Schauspielhaus-Intendant Elmar Goerden auf der offiziellen Unterstützerliste von CDU-Alphatier Norbert Lammert auf – irgendwie bezeichnend.
Brandschutz
Dass nun die Premieren der ersten richtigen Saison nicht in der Rottstraße 5 stattfinden können, ist ein Tiefschlag für das neue Theater. Gerade die spezielle Atmosphäre des Raumes, über den im Viertelstundentakt die „Glückauf-Bahn“ donnert, sollte den Reiz der neuen Bühne ausmachen. Irgendwie korrespondiert die Situation aber auch gut mit dem Geist des Projekts. Bürokratie: Na und? Während man hofft, dass die Stadt das Gewölbe bald wieder freigibt, sucht man sein Heil im Exil und pflegt das Image als Außenseiter. „Räume kann man schließen, Leidenschaft für Theater und den Drang, etwas zu erzählen, nicht“, schreiben die Macher auf ihrer Internetseite. In diesem Satz schwingt viel von dem mit, was das Theater an der Rottstraße zu einer kulturellen Sensation im Ruhrgebiet machen könnte.
Weitere Informationen über Termine und Exil-Spielorte gibt es online unter
www.rottstr5-theater.de
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