Es ist so weit – ein neues Kapitel in der Geschichte des exzellenzorientierten Hochschulbetriebs wird aufgeschlagen: Während sich die Rektorate der Republik gegenseitig wie ausgehungerte Geier von den Töpfen der Elite-Finanzierung verdrängen, messen sich politisch engagierte Studis in einer ganz neuartigen Disziplin: „Vergleichende Protestkultur“ heißt das innovative interdisziplinäre Exzellenzcluster.
Bei einem intensiven mehrstündigen Brainstorming entwickelte ein kollektiver think tank des Protestkomitees gegen Studiengebühren die Ausschreibung einer weltweiten „Exzellenzinitiative Protest“ (siehe Kasten). In diesem globalen „Wettstreit der Superlative“ werden die SiegerInnen „in verschiedenen Protest-Kategorien“ prämiert. Anhand unterschiedlicher Kriterien soll die krasseste Protestuni gekürt und die Masterfrage beantwortet werden: Wer wird Protestkulturhauptstadt 2009?
Es geht um ausgefallene Aktionen und größtmögliche Protest-Effizienz: Als einer der Exzellenzparameter dient die Relation zwischen studentischen ProtestlerInnen und uniformierten Sicherheitskräften an den einzelnen Hochschulen. Hierbei spielt nicht nur das numerische Verhältnis zwischen Polizei und WettbewerbsteilnehmerInnen eine wichtige Rolle, sondern auch grundlegende einsatztaktische Momente: Was war der lächerlichste Polizeieinsatz? Eines der Exzellenzkriterien orientiert sich auch an der Frage, auf welchem Campus die Polizei am schnellsten kommt.
Aber auch spektakuläre Medienberichte über den kreativen studentischen Protest an den einzelnen Unis und FHs kommen in die Wertung. Beste Chancen hätte beispielsweise die Studierendenschaft einer Hochschule, der es gelingt, die VertreterInnen ihres Senats im Hochsicherheitstrakt einer AKW-Forschungsstätte aufzufinden und die Einführung allgemeiner Studiengebühren durch eine mehrwöchige öffentliche Lesung einschlägiger Werke der Weltliteratur oder das Absingen der schlechtesten Lieder aller Zeiten beim Eurovision Songcontest im unterirdischen Senatssitzungssaalbunker zu verhindern. Aber keine Angst – auch sensiblere Geister kommen zum Zuge: Gepunktet werden kann schließlich auch durch das künstlerisch ausgefallenste Demo-Transpi oder die schönste Protest-Romanze!
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