Seit 1951 befragt das DSW alle drei Jahre die Studierenden, um valide Zahlen zu sammeln, wie sich die Studierendenschaft zusammensetzt, wie Studierende ihr Studium finanzieren und wie sie leben. Neben den Fragen zur Wohn- und Verpflegungssituation wird besonders auf das Workload der Studierenden durch Jobs und Studium eingegangen. Insgesamt 48 Fragen auf 16 Seiten sind – zusammen mit Zahlen des statistischen Bundesamtes – die Basis für die Sozialerhebung.

Verhindern Studiengebühren wirklich die Aufnahme eines Hochschulstudiums?

Mit Spannung erwartet nicht nur das DSW die Ergebnisse dieser Studie: Zum ersten Mal können durch die Sozialerhebung die Auswirkungen der Studiengebühren dargestellt werden. Bildungsforscher und DSW-Präsident Prof. Dr. Rolf Dobischat befürchtet ein dramatisches Bild: „Mit den jüngsten Untersuchungen mussten wir dem deutschen Hochschulsystem was Chancengleichheit und soziale Durchlässigkeit betrifft ein verheerend schlechtes Zeugnis ausstellen. Hochschulbildung wird in Deutschland immer mehr zum Privileg von Akademikern. Von 100 Akademiker-Kindern studieren 83, von 100 Kindern aus Familien ohne akademische Tradition aber nur 23.“ Ob sich dieser Trend fortsetzt oder sogar durch Studiengebühren verstärkt wird, wird jedoch erst im Jahr 2010 bekannt werden, wenn das DSW die Ergebnisse vorstellt. Bis dahin werden die Fragebögen, die an über 75.000 Studierende in der Republik verschickt wurden, ausgewertet.

Modul Freizeit: Aus dem Stundenplan gestrichen

Ein Schwerpunkt dieser Erhebung ist die Umsetzung von Bachelor und Master in Folge des Bologna-Prozesses. 2006 studierten lediglich elf Prozent in einem Bachelor-Studiengang. „Schon heute gibt es viele Alarmsignale dafür, dass der sogenannte „Workload“ im Bachelor-Studium viele Studierende so beansprucht, dass sie kaum mehr Zeit fürs Jobben oder politisches Engagement haben“, meint Dobischat und erwartet eine Bestätigung dieser These durch die Ergebnisse der Sonderauswertung zum Bachelor-Studium. Für ihn steht fest: „Die Studierenden stehen unter Druck, unter Leistungs-, Finanzierungs- und auch gesellschaftlichem Erwartungsdruck. Sie sollen in Rekordzeit studieren, ein tolles Examen hinlegen, mindestens zwei Fremdsprachen fließend beherrschen, Auslandserfahrungen absolvieren und praktische Erfahrungen während des Studiums sammeln. Früher bot ein Hochschulstudium einige Freiheiten – das ist heute anders.“

Wichtig ist: Mitmachen

Mit der Sozialerhebung betreibt das DSW vor allem eins: Lobbyarbeit für die Studierenden. Nicht nur die letzte Bafög-Anpassung wurde mit den Zahlen der Sozial­erhebung unterfüttert, auch die soziale Dimension des Bologna-Prozesses wurde erst mit der Sozialerhebung und ihrem europäischen Pendent, dem Euro-Student-Report, auf die Agenda der BildungspolitikerInnen geschrieben. Dass zu einem erfolgreichen Hochschulstudium nicht nur eine fachliche Ausbildung, sondern auch die Gestaltung der Lebensumstände der Studierenden gehört, wurde erst 2007 bei der Folgekonferenz in London eingeräumt und in die Bologna-Ziele mit aufgenommen. Um auch künftig mit fundierten Zahlen arbeiten zu können, ist eine hohe Beteiligungsquote für Dobischat wichtig: „Die Teilnehmer tun etwas Wichtiges für sich, für ihre Kommilitonen und für zukünftige Studierende. Sie beteiligen sich an der Produktion wasserfester Argumente und stichhaltiger, repräsentativer Zahlen, welche von Ihren Interessenvertretungen und von der Politik gleichermaßen ernstgenommen werden.“ Bis Ende Juni können die Fragebögen zurückgeschickt werden, dann wird ausgewertet.

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