Das Pattaya Blatt ist ein Ableger der englischsprachigen Pattaya Mail und erscheint seit 2002. Die Zeitung geht rührend auf die Bedürfnisse der deutschen Exoten im Palmenparadies ein, besonders in der Service-Rubrik „Fragen Sie Tante Frieda“. Hier können die Leser(innen?) ihrem Kummer einmal gehörig Luft machen. Manfred Wallraff ärgert sich zum Beispiel in der aktuellen Ausgabe folgendermaßen über das wüste thailändische Fahrverhalten: „Da Benehmen und Schulbildung – und Fahrunterricht – bei den Einheimischen zu wünschen übrig lassen, und den Thais als Buddhisten weiteres Leben sicher ist, ist es doch klar, dass sie eben erst später alles besser machen wollen.“ Klar.

Ein anderer Leser grämt sich über die Unehrlichkeit der Einheimischen: „Lange Zeit wusste ich nicht, was das Thai-Wort „Kreng Chai“ bedeutet. Nun weiß ich es endlich. Es bedeutet nämlich nicht, wie die Thais es behaupten, dass man den Mitmenschen nicht wehtun will, indem man ihnen etwas verschweigt oder sie bewusst anlügt, sondern es bedeutet ganz einfach, dass die Thais – wieder einmal – keine Verantwortung für das, was sie sagen oder tun, übernehmen wollen.“ Tante Frieda weiß selbstverständlich Rat: „Ich persönlich habe noch keinen einzigen Einheimischen getroffen, der auch nur einmal zugegeben hätte, im Unrecht zu sein oder etwas falsch gemacht zu haben. […] Hannes, wenn wir hier leben wollen, dann müssen wir eben damit auch leben.“ In einer anderen Ausgabe beginnt ein Leser seinen Brief mit den Worten: „Als begeisterter Fernseher, der Sophon Cable empfängt, bin ich heilfroh, dass…“ Hier verwischen offenbar (wieder einmal) die Grenzen zwischen Deutschem und Maschine. Im weiteren Verlauf des Beitrags geht es im Übrigen um „seiner Mieze in den Ausschnitt gucken“ als Beschäftigungstherapie. Â

Im Anzeigenteil gewährt uns das Organ gegen die Unterdrückung deutscher Tugenden im Ausland dann einen weiteren erhellenden Einblick in die Struktur der exildeutschen Gesellschaft. Wie erwartet im Angebot: DVDs mit Filmen von Heinz Rühmann, Hans Albers und Co sowie CDs mit Volksmusik und den Flippers. Ebenfalls günstig zu haben: Ein Krankenhausbett, „brandneu, ideal zur Alten- und Krankenpflege, mit Spezialma­tratze“. Na wunderbar. Gesund ist ein Markt doch immer dann, wenn Angebot und Nachfrage übereinstimmen. Am deutschen Wesen in Thailand wird die Welt jedenfalls nicht genesen, soviel steht fest.

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