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Die Methode ist äußerst simpel: Auf die Frage „What are you doing?“ muss mit höchstens 140 Zeichen geantwortet werden. Diese so genannten Tweets erscheinen auf dem eigenen Profil, zusammen mit der Übertragungsart der Nachricht und der seither vergangenen Zeitspanne; auf Wunsch auch an bestimmte NutzerInnen adressiert oder mit Hinweistags versehen. Derzeit ist Schweinegrippe ganz oben auf der Liste der „Trending Topics“. Das Posten und Lesen kann über das gewöhnliche Browserinterface geschehen, ist aber auch mit anderer Software oder per SMS möglich. Durch eine offene Schnittstelle binden Tausende von unabhängigen ProgrammiererInnen Twitter in ihre Anwendungen ein. Sei es vom heimischen Schreibtisch oder der Schlange vor dem Prüfungsamt, überall kann die Community auf dem Laufenden gehalten werden.
Der NutzerInnenkreis geht weit über den gemeinen Nerd hinaus. Es können die Statusberichte solch illustrer Persönlichkeiten wie dem Rapper 50Cent, Olympiasieger Michael Phelps und Grünen-Politiker Volker Beck („hat das Freunde-Sortieren bei Facebook aufgegeben und bestätigt mal kurz 200 Anfragen“) abgefragt werden. Während des amerikanischen Wahlkampfs informierten die Kandidaten ihre AnhängerInnen über die laufende Kampagne, was flugs von den deutschen Parteien bei den Landtagswahlen in Hessen übernommen wurde. Die beliebteste Twitter-Seite überhaupt hat übrigens der Schauspieler Ashton Kutcher alias „aplusk“ mit 1,5 Millionen so genannten Followers.

Geschäftspraktiken und Datenschutz

Unternehmensgründer Evan Williams konnte bislang rund 50 Millionen US-Dollar Risikokapital einsammeln. InvestorInnen finden die große, außerordentlich hippe NutzerInnenbasis attraktiv und wollen unbedingt beim „Next Big Thing“ dabei sein. Dabei war das Geld anscheinend bitter nötig, denn bis dato verfügt Twitter über kein verwertbares Geschäftsmodell und macht monatlich Verluste im fünfstelligen Bereich. Wie bei anderen Online-Portalen auch spielt Datenschutz eine untergeordnete Rolle. Twitter behält sich das Recht vor, die gesammelten Informationen bei Übernahme weiterzuverkaufen. Inmitten dieses Datenwirrwars wird seit Anfang April ein Übernahmegerücht seitens des Webgiganten Google laut. Abgesehen von wirtschaftlichen Verwerfungen sind auch individuelle Fälle von Datenmissbrauch publik geworden. Die Accounts von Barack Obama und Britney Spears wurden bereits mehrfach gehackt, und auch die Herkunft von SMS lässt sich fälschen, so dass auf beliebigen fremden Profilen gepostet werden kann.

Kommunikationsmüll

Twitter-EnthusiastInnen preisen den Zwang sich kurz zu fassen und die ungeahnten Möglichkeiten dieser neuen Plattform. Außerdem sei es von höchstem Wert, stets zu wissen, was Freunde und Familie gerade tun. Doch ist es das wirklich? Rein technisch ist dieses Angebot vor allem zur Kommunikation großer Massen wie Unternehmen oder zwischen einzelnen Prominenten und deren Anhängerschaft nützlich. Das Gefühl, besser miteinander verbunden zu sein, erscheint jedoch fahl, wenn man bedenkt, wie viel Zeit mit dem Posten von Nachrichten verschwendet wurde. Anstatt nachzufragen, was dem oder der Gegenüber gerade beschäftigt, plärrt sich ein Haufen anonymer Accounts mit dem sprachlichen Anspruch einer SMS gegenseitig an. Dabei ist der Inhalt des Kommunizierten zumeist vollkommen belanglos: Hauptsache ich quake. Nach Einkaufslisten von Lieblings-Wasauchimmer führt die zwanghafte Selbstpräsentation nun zur institutionalisierten Trivialität. Tausende Säcke Reis twittern gerade, dass sie umfallen.

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