Entwickelt wurde das Projekt von den TheaterpädagogInnen Elke Oberschelp und Michael Höffken. In die Zielgruppe fallen Kinder zwischen dem achten und zehnten Lebensjahr. Die Teilnahme von KlassenlehrerInnen oder BetreuerInnen ist ausdrücklich erwünscht. Angestrebte Ziele sind die eigene Wahrnehmung von Gefühlen und deren Ausdruck zu fördern, sowie die Kinder zur Reflexion eigener Verhaltensmuster zu motivieren. Schließlich geht es um die Entwicklung alternativer Lösungsmöglichkeiten in Konfliktsituationen. Theaterpädagoge und Schauspieler Michael Höffken, der seit 15 Jahren im Kinder- und Jugendtheaterbereich sowie der Erwachsenenbildung tätig ist, erklärt im bsz-Gespräch, wie das Projekt funktioniert.
Konfliktlösungen spielend erlernen
In den regulären Schulunterricht eingebettet, nimmt das Theaterprojekt drei Schulstunden ein. Die Durchführung lässt sich in drei Phasen gliedern. In der ersten Phase wird von zwei SchauspielerInnen eine von insgesamt sechs Konfliktsituationen gespielt. Zwei Frauen streiten sich beispielsweise um den einzig freien Sitzplatz auf der Bühne oder ein Mädchen nimmt einem Jungen den Ball weg und provoziert ihn, weshalb der Junge das Mädchen schlägt und tritt. Der Junge ist anschließend selbst über sein Verhalten schockiert.
Die zweite Phase widmet sich theaterpädagogischen Übungen. Hier soll den Kindern ermöglicht werden, ihre Eigen- und Fremdwahrnehmung zu forcieren. Das Feld zwischen dem Ich und der Gruppe wird spielerisch ausgelotet. Gleichsam wächst die Bereitschaft der Kinder in der dritten Phase selbst auf der Bühne zu agieren. Zur Auflockerung wird nach den jeweiligen Arbeitsschritten immer wieder gemeinsam das „Wir-können-auch-anders-Lied“ gesungen. So kann keine Langeweile aufkommen.
Rollentausch im Forum-Theater
In der dritten Phase des Projekts können ZuschauerInnen und AkteurInnen schließlich die Rollen tauschen. Denn mit Hilfe der von Auguste Boal entwickelten Techniken des Forum-Theaters ist es den Kindern gestattet, einen „Freeze“ einzuleiten. Die bereits vorgeführte Konfliktsituation der ersten Phase wird wiederholt. Die Kinder dürfen jederzeit die Aufführung unterbrechen und mit einem Freeze die DarstellerInnen erstarren lassen. Nun kann jedes Kind die Täter- oder Opferrolle der Eskalationsepisode einnehmen und seine eigenen alternativen Ideen zur Konfliktlösung spielen. Die Frage: „Wie verändert sich die Situation, wenn ein Spieler anders handelt?“, steht anschließend zur Disposition. In der Reflexionsrunde wird gemeinsam ergründet, was an den Konfliktlösungen realistisch und machbar ist.
Im Anschluss des Projektes können die Lehrenden aktuelle Konflikte innerhalb der Klasse künftig anhand der Forum-Theatertechnik auf einer spielerischen Ebene lösen. So stellt das Projekt eine gelungene Möglichkeit dar, auf Konfliktsituationen zwischen Kindern deeskalierend einzuwirken, respektive deren Möglichkeit präventiv zu begegnen. Weitere Produktionen des Spielbar-Theaters sind in Planung.
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